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Bewegungsapparat
Diese Redewendung kommt nicht von ungefähr, sondern ist am Beispiel des Hallux valgus durch völkervergleichende Studien belegt. Der Hallux valgus (Abweichen der Grosszehe nach aussen) wird fast ausschliesslich durch das Tragen von Schuhen hervorgerufen und wird selten bei barfussgehenden Menschen angetroffen. Schuhe führen beim Abrollvorgang des Fusses zu Veränderungen der reaktiven Kräfte im Fussskelett und damit zu einer teilweisen Verkümmerung der Fussmuskulatur. Dies legt den Grundstein zum Senk-/Spreizfuss und Hallux valgus.
10-20% der schuhtragenden Bevölkerung leiden an einem Hallux valgus. Vorwiegend das weibliche Geschlecht im Alter von 30 bis 50 Jahren ist von dieser «Zivilisationskrankheit» befallen.
Zum Arzt kommt die PatientIn meist wegen eines vorstehenden «Überbeins» an der Innenseite des Grosszehengrundgelenks, welches im Schuh drückt, reibt und zu einer Ausbuchtung führt. Dieses «Überbein» entspricht nur der Spitze des Eisbergs, denn dafür ist das Abweichen der Grosszehe nach aussen verantwortlich, was nur bei Verbreiterung des Vorfusses geschieht. Dieser sog. Spreizfuss ist wiederum meist kombiniert mit einer Abflachung des inneren Fussgewölbes (sog. Senkfuss).
Biomechanische Erkenntnisse haben neue Aspekte im Verständnis der Vorfussfunktion erbracht, sodass der Arzt vor ein komplexes Problem gestellt wird. Deshalb wird er stets die Form, Stellung und Funktion beider Füsse und Beine genau untersuchen. Er wird auch entscheiden, ob ein Röntgenbild oder gar weitere Abklärungen notwendig sind. Der Hausarzt wird auch den Patienten beraten, ob eine operative Behandlung sinnvoll scheint oder nicht. Zur definitiven Wahl des operativen Verfahrens wird er die PatientIn dem orthopädischen Chirurgen überweisen, welcher noch einmal die ganze dreidimensionale Biomechanik statisch und eventuell auch dynamisch (z.B. mit einer Ganganalyse) erfasst.
Das chirurgische Repertoire lässt sich in fünf Gruppen aufteilen:
1) Weichteil-Eingriffe, 2) Knochen-Korrektureingriffe, 3) Gelenk-entfernende Eingriffe, 4) Gelenk-versteifende Eingriffe, 5) künstlicher Gelenkersatz.
Alle diese Verfahren finden breite Anwendung, werden oft untereinander kombiniert und führen zu guten Ergebnissen. Die PatientIn soll ausführlich über die Begründung und Risiken einer bestimmten Operation aufgeklärt werden. Eine Rücksprache mit dem Hausarzt oder auch das Einholen einer Zweitmeinung ist von orthopädischer Seite zu unterstützen.
Der Spreizfuss führt häufig auch zu einer sog. Krallenzehen- oder Hammerzehenbildung, meist der 2. oder 3. Zehe, mit schmerzhaften Hornhautschwielen an deren Oberseite. Der gelegentlich in die Hallux valgus-Chirurgie einbezogene «Nebeneingriff» an den Krallenzehen muss kritisch überlegt werden. Zu oft werden die 2. oder 3. Zehe unnötigerweise zu «Stummelzehen» operiert.
Vorfussbeschwerden plagen gerade den Sportler in entscheidendem Ausmass. V.a. bei den Lauf- oder Ballsportarten bestehen je nach Disziplin sportspezifische funktionelle Probleme an den Füssen. Demzufolge sind hier manchmal ausgedehnte dynamische biomechanische Analysen notwendig, um fehlerhafte Bewegungsabläufe zu erkennen, und z.B. geeignete Abänderungen am Sportgerät resp. Sportschuh vornehmen zu können. Bei schlecht ausgesuchten Sportschuhen können sich derart hohe Belastungsspitzen an einzelnen Stellen des Fusses konzentrieren, dass sogar Knochenbrüche (sogenannte Ermüdungsbrüche) entstehen können. Viel häufiger treten aber sogenannte Überlastungsschäden an Sehnenansätzen auf, welche sich nicht nur auf den Fuss beschränken, sondern sich auch an verschiedenen Stellen der Beine bis hinauf zum Rücken bemerkbar machen können. Deshalb ist eine kompetente Beratung beim Kauf von Sportschuhen, und speziell bei Laufschuhen, wichtig. Dies betrifft v.a. Sportler mit vorbestehenden Fuss- oder Beinbeschwerden, wie auch aussergeöhnlichen Achsenabweichungen (z.Bsp. starke X- oder O-Beine).
Dr. med. Gérard Farkas, Orthopädische Chirurgie FMH Praxisklinik Rennbahn, 4132 Muttenz |
Bänderrisse am Aussenknöchel sind die häufigste Verletzung des Bewegungsapparates, insbesondere im Sport. Betroffen sind vor allem sprungintensive Sportarten, Ballspiele (Squash, Tennis, Volleyball) sowie das Laufen in unebenen Gelände (OL, Cross etc.). In der Schweiz ereignen sich jährlich etwa 50 000 Sprunggelenksverletzungen, die meisten aber ohne Bandzerreissung.
Am Aussenknöchel sind es drei Bänder, die vom Wadenbein ans Fersen- und Sprungbein ziehen, das Sprunggelenk stabilisieren und gegen seitliches Abkippen schützen.
Diese Bänder werden meist beim typischen seitlichen Uebertreten (Supinaiton) verletzt. Jeder Sportler, der sich eine solche Seitenbandverletzung zuzieht, hat Pech. PECH heisst denn auch die Abkürzung für die unverzüglich einzuleitende erste Hilfe:
P = Pause (Spiel/Sport sofort beenden) E = Eis (sofortige Kühlung) C = Compression (satter Verband) H = Hochlagerung
Eine korrekte Erstversorgung reduziert den Bluterguss, die Schwellung, die Schmerzen und nicht zuletzt die Heildauer. Ein Bluterguss, eine deutliche Schwellung, Gehunvermögen oder bleibender Schmerz lassen eine Bandzerreissung vermuten und geben Anlass, einen Arzt aufzusuchen.
Die ärztliche Untersuchung beinhaltet eine genaue Prüfung der Schwellung, der Druckschmerzhaftigkeit und vor allem der Gelenkstabilität. Oft wird ein Röntgenbild zum Ausschluss eines Knöchelbruches, nur in Ausnahmefällen ein Spezialröntgenbild angefertigt. Anhand dieser Untersuchungen kann festgelegt werden, ob es sich um eine Verstauchung oder um eine grössere Bandverletzung handelt. Liegt ein Bandriss vor, so muss eine konsequente Therapie erfolgen, um spätere Gelenkinstabilitäten «(Schlottergelenke)» und damit verbunden ein wiederholtes Uebertreten zu vermeiden.
Wurden noch vor 10-15 Jahren praktisch alle Bandrisse operiert, so hat sich heute die Behandlungsstrategie geändert. Auch die nicht operativen Behandlungsmethoden führen bei richtiger Durchführung in etwa 95% zu guten bis sehr guten Resultaten, sprich zu einem stabilen, sportfähigen Sprunggelenk. Heute werden nur noch massive Bandzerreissungen bei Spitzensportlern sofort operiert. Die nicht operative Behandlung umfasst eine vier bis sechswöchige «funktionelle Ruhigstellung» des Sprunggelenkes, damit dessen Bänder gezielt vernarben können. Nach sechs Wochen sind die frisch vernarbten Bänder in der Regel reissfest. Noch vor einigen Jahren erfolgte die Ruhigstellung mittels eines Unterschenkelgipses. Dieser führt zwar zu guten Resultaten, hat aber Gefahren (vermehrte Unterschenkelthrombosen, Gelenkknorpelschäden), ist unbequem, führt zu langen Arbeitsunfähigkeiten und ist somit heute «out». Nur anfänglich erfolgt eine Ruhigstellung des Sprungelenkes in der Gipsschiene bis zur Abschwellung (am besten viel hochlagern). Die weitere Behandlung erfolgt dann meist mit einem Spezialschuh oder einer Spezialschiene, die nur die Bänder nicht belastende Bewegung des Sprunggelenkes erlaubt und ein seitliches Abkippen verhindert Absolut wichtig ist, dass die Ruhigstellung mindestens vier Wochen auch nachts durchgeführt wird.
Mit der genannten Behandlung werden die allermeisten Sportler ein gutes Resultat erreichen. Nur etwa 5% werden über Umknicken oder ein Unsicherheitsgefühl des Gelenkes, andauernde Schmerzen oder Schwellungen klagen. Bei diesen Personen ist meist eine spätere operative Therapie (Bandplastik) unumgänglich. Nach der sechswöchigen Ruhigstellung sind Fussgymnastik, das Auftrainieren der seitlichen Wadenmuskulatur als «dynamische Stabilisationshilfe» sowie Stretchings nötig. Je nach betriebener Sportart erfolgt die Wiederaufnahme eines kontrollierten Trainings, anfänglich noch mit einem stabilisierenden Hilfsmittel. Spätestens drei Monate nach dem Unfall sollte dann bei den allermeisten der Hunger nach Bewegung, frischer Luft und Freiheit wieder vollumfänglich gestillt werden können...
«Vorbeugen ist besser als Heilen»: bedeudet richtige Schuhwahl, Einlaufen, Stretchings sowie der aktuellen Fitness angepasstes Sporttreiben. Dann muss man diesen Artikel gar nicht lesen!
Dr. med. Ch. Meier Allgemeine Medizin FMH, 4410 Liestal |
Knieschwellungen und Kniegelenksergüsse sind häufige Erscheinungen in der täglichen Praxis. Zustande kommen diese entweder durch Verletzungen oder durch Entzündungen. Genügt es, beim Auftreten eines «dicken Knies» sich selbst mit Umschlägen und Salben zu behandeln und den Arzt erst bei fehlender Besserung aufzusuchen? Muss - um schlimmere Schäden nicht zu übersehen - in jedem Falle eine notfallmässige Untersuchung stattfinden?
Um diese Frage zu beantworten, muss man die verschiedenen Ursachen dieser Gelenksschwellungen und -ergüsse kennen. Nach Unfällen kann es sich um «gewöhnliche» Quetschungen oder Zerrungen der das Knie umgebenden Weichteile (Sehnen, Bänder, Muskulatur und Fettgewebe) handeln. Sofern keine erheblichen Bewegungseinschränkungen bestehen, genügt eine äusserliche Behandlung mit einem abschwellenden Mittel, z.B. mit Eis oder essigsaurer Tonerde. Ein Arztbesuch ist erst bei Blockierungen des Gelenkes oder bei Zunahme der Schwellung nötig. Gelegentlich kann unterhalb der Kniescheibe der Schleimbeutel gequetscht sein. Auch hier genügt meist eine selbständig druchgeführte Behandlung. Kommt es dort jedoch zu einer prallen, schmerzhaften Vorwölbung, ist auf jeden Fall eine ärztliche Konsultation angezeigt. Besonders nach Verletzungen mit «Verdrehung» des Knies treten Gelenksergüsse als Folge der Beschädigung des Knorpels, des Meniskus oder der Kreuzbänder auf. Ist die Knieschwellung gering, kann man zunächst versuchen, mit Eis eine Abschwellung zu erreichen. Tritt innert einigen Tagen keine vollständige Besserung ein, wird nach drei bis fünf Tagen ein Arztbesuch empfohlen. Das verletzte Gelenk kann dann vom Arzt genauer beurteilt werden. Ist die Gelenksschwellung aber prall, stark schmerzend, führt sie zu Bewegungseinschränkungen (unmögliches Durchbiegen des Knies oder «Federn» beim Strecken) oder kann das verletzte Bein nicht mehr belastet werden, ist eine Untersuchung innert 24 Stunden und eventuell eine Entlastung des Gelenkes durch «Abziehen» (Punktion) des Gelenkswassers mit einer Spritze erforderlich.
Tritt ohne vorherige Verletzungen ein «dickes Knie» auf, muss eine Entzündung als deren Ursache vermutet werden. Wie soll man hier vorgehen? Patienten mit Abnützungen der Kniegelenke kennen ihre - meist leichteren - nach Überlastungen auftretenden Gelenksergüsse häufig seit Jahren und dürfen diese mit Wickeln oder Salben selbst behandeln. Überschreiten diese Gelenksschwellungen das übliche Mass, treten diese plötzlich bei einem bisher gesunden Knie ohne Verletzung auf oder werden sie begleitet von Fieber oder von einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, darf auf eine notfallmässige Untersuchung durch den Hausarzt, einen Rheumatologen oder Orthopäden niemals verzichtet werden. Hinter der Kniegelenksschwellung könnte sich in diesen Fällen eine Gelenksvereiterung verstecken. Wegen der Gefahr der Blutvergiftung muss diese Erkrankung sofort bestätigt oder ausgeschlossen werden. Noch bei der ersten Untersuchung müssen eine Punktion des Gelenkes und eine Untersuchung des gewonnenen Gelenkswassers vorgenommen werden. Kann eine eitrige Infektion ausgeschlossen werden, können die weiteren Abklärungen in Ruhe vorgenommen werden. Neben einer starken entzündlichen Reaktion bei Gelenksabnützung (Arthrose) kommen eine Gicht, die «falsche» Gicht (Chondrocalzinose), die durch Zecken übertragene Lyme-Arthritis (Borreliose), eine Gelenkentzündung als Reaktion auf eine durchgemachte Allgemeinerkrankung (Durchfallerkrankungen, Ringelröteln etc.) oder viele weitere, seltenere Ursachen in Frage. Auf jeden Fall schützt die sofort durchgeführte Entlastungspunktion den Gelenksknorpel vor weiterem Schaden und reduziert die Schmerzen. Sollte eine Gelenksvereiterung bestehen, kann die zur Aufnahme der Behandlung notwendige Spitaleinweisung ohne Verzug erfolgen. Wer unsicher ist, ob er sein geschwollenes Knie seinem Arzt zeigen soll oder nicht, soll sich auf jeden Fall telephonisch beraten lassen. Ist der eigene Arzt nicht erreichbar, erteilen auch die Notfallärzte (erreichbar über Telefon 061 261 15 15) gerne Auskunft. Sinngemäss gelten die obigen Ausführunge auch für alle anderen Gelenke.
Dr. med. F. Rohrer Facharzt für Innere Medizin FMH, 4410 Lausen |
Viele Leute leiden an einem sogenannten Tennis- bzw. Golfer-Ellbogen ohne je ein Tennisracket geschweige denn einen Golfschläger in den Fingern gehabt zu haben. Trotzdem können bei den immer gleichen Arbeitsabläufen plötzlich Schmerzen im Bereich des äusseren (Tennis-Ellbogen) bzw. inneren (Golfer-Ellbogen) Knochenvorsprungs am Ellbogen auftreten. Bei bestimmten Handbewegungen wie das Einschenken aus einer Flasche oder das Heben eines Gegenstandes vom Tisch mit aufgestütztem Ellbogen treten stechende, einschiessende Schmerzen auf, so dass der Gegenstand beinahe fallen gelassen wird. Diese sind nicht immer gleich stark vorhanden. Sie können zum Beispiel beim Nichtstun in den Ferien verschwinden. Deshalb zögert man lange, bis man einen Arzt aufsucht.
Es handelt sich dabei um eine hartnäckige, chronische Entzündung der Muskelsehnenansätze an diesen Knochenvorsprüngen. Was kann man dagegen tun? Entzündungshemmende Crémes und Salben bzw. Tabletten helfen meist nur vorübergehend. Besser sind physiotherapeutische Behandlungen sowie die lokale Injektion einer kleinen Menge Cortison, welche die Entzündung abbaut. Sollten alle Massnahmen nichts fruchten und der Schmerz tritt immer wieder auf, kann als letzte Massnahme auch ein operativer Eingriff vorgenommen werden.
Dr. med. Stephan Gerosa FMH Innere Medizin, 4448 Läufelfingen |
Kreuzschmerzen (im medizinischen Sprachgebrauch Lumbalgien genannt) sind eines der häufigsten Gesundheitsprobleme überhaupt. Umfragen haben gezeigt, dass pro Jahr ca. 5% der Bevölkerung an Kreuzschmerzen leidet. Zum Glück sind diese Rückenschmerzen in über 90% der Fälle akut, das heisst, sie dauern nicht länger als 4-6 Wochen. Das grössere Problem bilden die chronischen Kreuzschmerzen, welche oft über Jahre hinweg andauern und zu einem ständigen Begleiter des Patienten werden. Das gleiche gilt für rezidivierende Kreuzschmerzen, bei denen sich beschwerdefreie und schmerzhafte Phasen dauernd abwechseln.
Bei jedem Kreuzschmerz geht es zunächst darum, sogenannt spezifische von unspezifischen Schmerzen zu unterscheiden. Spezifisch heissen sie, wenn eine bestimmte, genau definierte Ursache vorliegt. Dies ist beispielsweise der Fall bei einem Bandscheibenvorfall mit Einengung einer Nervenwurzel, bei Knochenbrüchen der Wirbelsäule nach Sturz oder bei Osteoporose (verminderter Knochensteifigkeit), bei Entzündungen der Wirbelsäule oder bei Tumoren (gut- oder bösartigen Geschwülsten). Die Entdeckung solcher spezifischer Schmerzursachen ist wichtig, da sie einer speziellen, auf die Grunderkrankung ausgerichteten Behandlung bedürfen.
Die meisten Kreuzschmerzen sind jedoch unspezifisch. Dieser Ausdruck bedeutet, dass verschiedenste Gründe bei der Verursachung der Schmerzen zusammenwirken. Der Schmerzreiz wird dabei im Bereich der Wirbelsäule und der sie umgebenden Muskulatur durch Fehlbelastungen, Überlastungen und Abnützungsvorgänge ausgelöst. Neben der Stärke dieses lokal verursachten Schmerzreizes ist aber auch die Weiterleitung des Schmerzsignals im zentralen Nervensystem Rückenmark, Gehirn) dafür entscheidend, wie intensiv ein solcher Reiz vom Patienten schliesslich empfunden wird. Ueber diese zentralnervöse Schmerzverarbeitung liegen immer mehr Erkenntnisse vor, die unter anderem den schmerzverstärkenden Einfluss von negativem Stress (z.B. Angst, Kummer, Ärger, ungewisse Zukunft) und den schmerzhemmenden Einfluss von innerer Ruhe und Entspannung erklärbar machen.
Die Behandlung der akuten unspezifischen Kreuzschmerzen ist auf eine schnelle Verminderung der Schmerzen und eine möglichst rasche Wiederaufnahme der gewohnten Tätigkeiten Ausgerichtet. Damit sollen Folgeschäden der Inaktivität verhindert werden, welche durch Muskelabbau und Verlust der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit bedingt sind. Dazu dienen der Einsatz voll schmerzhemmenden und muskelentspannenden Medikamenten, die Durchführung von fein abgestimmten Bewegungs- und Kräftigungsübungen sowie die Mobilisation (feine, gezielte Bewegung) der Wirbelsäule von Hand, wie sie von entsprechend ausgebildeten Physiotherapeuten, Ärzten und Chiropraktikern durchgeführt wird. Wichtig ist auch das Erlernen eines ergonomisch richtigen Verhaltens, das zur Schonung des Rückens wesentlich beiträgt. Negativem Stress sollte frühzeitig Beachtung geschenkt werden, wo immer möglich sollte er durch Lösung bestehender Alltagsprobleme und durch Entspannungstechniken vermindert werden.
Bestehen chronische Kreuzschmerzen, muss möglichst rasch eine Rehabilitation (Wiedereingliederung) in die Wege geleitet werden. Es geht darin darum, den Kreuzschmerz erträglich zu machen und bei fehlender Arbeitsfähikeit eine Wiedereingliederung des Patienten ins normale Leben zu ermöglichen. Speziell entwickelte, genannten Tests erlauben es, die Zumutbarkeit bestimmter Arbeiten besser festzulegen und die Rehabilitationsbehandlung auf bestimmte berufliche Anforderungen ausrichten zu können. Ziel aller Bemühungen sollte die Verhinderung einer dauernden Invalidisierung sein, die heute noch zu oft eintritt und infolge der entstehenden Rentenkosten eine erhebliche Belastung der Sozialversicherungswerke mit sich bringt.
Dr. med. A. Martin Facharzt FMH für Innere Medizin und Rheumatologie, 4410 Liestal |
Eine von zwei Frauen und einer von acht Männern im Alter über 50 wird im Laufe des Lebens mindestens einen durch Osteoporose verursachten Knochenbruch erleiden. Keine andere Krankheit steht in der Schweiz bei Frauen mit mehr Spitaltagen zu Buche als die Osteoporose, und auf über 1.3 Milliarden Franken belaufen sich die jährlichen Kosten, Tendenz zunehmend.
Tragische Tatsache: Osteoporose, die Krankheit der brüchigen Knochen, ist verhütbar und behandelbar. Weil sich die Osteoporose aber bis zum Auftreten von Frakturen nicht durch Warnzeichen bemerkbar macht, wird die Krankheit nur bei wenigen zu einem Zeitpunkt erkannt, da eine wirksame Vorbeugung stattfinden kann.
Mit Hilfe von Risiko-Fragebogen, die in Apotheken und bei Ärzten aufliegen, soll das individuelle Osteoporose-Risiko besser abgeschätzt werden können. Darin wird nach Risikofaktoren gefragt, von denen bekannt ist, dass sie gehäuft in einem Zusammenhang mit der Osteoporose stehen. So ist inzwischen eine Vielzahl beeinflussbarer und nicht beeinflussbarer Risikofaktoren bekannt.
In die Gruppe der nicht beeinflussbaren, somit schicksalhaften Risiken einzureihen sind Alter, weibliches Geschlecht, schlanker Körperbau, Osteoporose bei Verwandten ersten Grades, insbesondere der Mutter, Knochenbruch ohne hinreichende Krafteinwirkung nach dem 40. Altersjahr und verfrühte Menopause (letzte Regelblutung vor dem 45. Altersjahr).
Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Einnahme von Kortison (abhängig von der Dosis und Dauer) und von Epilepsiemitteln, Körpergewicht unter 58 kg, Zigarettenrauchen, kalziumarme Ernährung, geringe körperliche Aktivität und - bedeutungsvoll für die gefürchteten Schenkelhalsbrüche - geringe Beinkraft, verminderte Sehschärfe und Einnahme von langwirksamen Beruhigungsmitteln.
Aber: Die Voraussagekraft all dieser bekannten Risikofaktoren hinsichtlich Frakturgefährdung ist enttäuschend gering und das Fehlen von Risikofaktoren kein Garant für gesunde Knochen.
Was tun, wenn eine Risiko-Einschätzung der Osteoporose mittels Fragebogen nicht möglich oder zumindest unzuverlässig ist? Darauf gibt es nur eine Antwort: Messung der Knochendichte.
Die Knochendichte ist das weitaus wichtigste Mass zur Vorhersage der Gefahr eines Knochenbruchs. Die Aussagekraft dieser Messung ist bedeutend grösser als z.B. jene des Cholesterins zur Risikoabschätzung für den Herzinfarkt oder des hohen Blutdrucks für den Schlaganfall.
Eines ist allerdings hervorzuheben: Die Bedeutung des Untersuchungsresultats ist entscheidend abhängig von der angewandten Untersuchungsmethode. Von den heute verbreiteten Dichtemessverfahren ist einzig die Röntgenabsorptiometrie (DEXA-Methode) imstande, zuverlässige Resultate hinsichtlich Ausmass des Knochenverlusts zu liefern. Aus diesen wiederum können klare Aussagen über Frakturrisiko und Behandlungsbedürftigkeit abgeleitet werden. Die Untersuchung ist absolut unschädlich, die Röntgenbelastung entspricht derjenigen eines Tages an der Sonne. Als einziges von den Krankenkassen anerkanntes Verfahren wird die DEXA-Methode heute in unserer Region bereits flächendeckend an Spitälern, in vereinzelten Spezialarztpraxen und an Röntgen-Instituten angeboten.
Obschon vielerorts in Anwendung, können die Ultraschall-Verfahren (Fersen-, Finger- und Schienbeingeräte) nicht vorbehaltlos empfohlen werden, da ihre Präzision nicht den geforderten Standard erreicht.
Fazit: Ein gesunder Lebenswandel, insbesondere kalziumreiche Ernährung und viel Bewegung, tut den Knochen gut, schliesst aber eine Osteoporose im späteren Leben nicht aus. Sind Sie besorgt und möchten Gewissheit über Ihr persönliches Osteoporose-Risiko, sprechen Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin, ob eine Knochendichte-Messung angezeigt ist oder wenden Sie sich an die Helpline der «Donna mobile».
Dr. med. U. Moser Rheumatologie FMH, Liestal
Helpline «Donna mobile» (Arbeitsgemeinschaft Osteoporose Schweiz): 0848 80 50 88 Internet-Adressen zum Thema: www.donna.ch. In Englisch: www.osteofound.org, www.nof.org.
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Jede zweite Frau ab 50 ist davon betroffen, jeder zwanzigste ältere Mann leidet ebenfalls darunter. Die spitalbedingten Folgekosten dieser schleichenden Krankheit belaufen sich pro Jahr auf 1,3 Milliarden Franken: die Osteoporose, zu deutsch Knochenschwund, ist die häufigste Knochenerkrankung beim Menschen und führt unbehandelt oft zu einem langen Leidensweg des Betroffenen mit starken Schmerzen, Funktionseinbussen, manchmal sogar Invalidität oder gar Tod.
Was sind die Ursachen dieser heimtückischen Krankheit, die nach Jahren zu Knochenbrüchen an der Wirbelsäule mit Buckelbildung und Grösseabnahme des Schenkelhalses und des Vorderarmes führt? Der Knochenumbau wird durch verschiedene Hormone gesteuert, wobei vor allem den Geschlechtshormonen - bei der Frau die Oestrogene und Gestagene, beim Mann das Testosteron - eine führende Rolle zukommt. Ebenfalls verantwortlich für das Gleichgewicht des Knochenan- und -abbaus sind die Nebenschilddrüsenhormone, das Vitamin D und das Calcium.
Ist das Gleichgewicht des Knochenumbaus zum Beispiel durch einen Hormon- oder Calciummangel gestört, kommt es zu einem massiven Verlust des Knochens, der normalerweise altersabhängig bis 1,5% pro Jahr beträgt, bei der Osteoporose jedoch dieses Mass um ein Vielfaches übersteigen kann. Gefährdet sind Frauen wie Männer mit folgenden Risikofaktoren: niedriger Körpermasse-Index unter 20 (Gewicht in kg durch Grösse im Quadrat), Geschlechtshormonmangel (bei der Frau vor allem eine frühe Menopause vor dem 45. Lebensjahr) wenig körperliche Bewegung, kalziumarme Ernährung, übermässiger Genuss von Tabak, Alkohol oder phosphathaltigen Nahrungsmitteln wie Würste oder Coca Cola. Wie andere Krankheiten ist auch die Osteoporose zum Teil genetisch bedingt und tritt deshalb familiär gehäuft auf. Gewisse Medikamente, allen voran das Cortison, können dem Knochen schaden, wenn es über längere Zeit verabreicht werden muss.
Die Diagnose der Osteoporose ist nicht einfach, weil man mit einer Röntgenaufnahme den Knochenverlust erst sieht, wenn bereits ca. 40% des Knochen verloren sind. Dasselbe gilt für die körperliche Untersuchung, welche im Anfangsstadium normale Befunde zeigt.
Die einzige geeignete Methode für die frühzeitige Diagnose ist die Knochendichtemessung, welche in grösseren Spitälern mittels aufwendiger Röntgen-Absorptionmessung durchgeführt wird. In letzter Zeit finden Ultraschallgeräte zur Knochendichtemessung, die einfacher zugänglich, relativ kostengünstig und frei von jeglicher Strahlenbelastung sind, weitere Verbreitung in spezialisierten Arztpraxen. Besondere Laboruntersuchungen in Blut und Urin vermögen zusätzliche Informationen über das Ausmass des Knochenabbaus zu geben. Unter Kenntnis der Risikofaktoren hat die Aerztin/der Arzt zusammen mit der Knochendichtemessung und den Laborbefunden die Möglichkeit, mit hinreichender Zuverlässigkeit das Knochenbruchrisiko jedes Einzelnen zu bestimmen.
Was kann die/der Betroffene, was kann die Aerztin/der Arzt vorbeugend gegen die Osteoporose tun?
Die Verhütung beginnt bereits in frühester Jugend, indem man für calciumreiche Ernährung sorgt ( 1000-1500 mg Calcium täglich, zum Beispiel enthalten in einem Liter Milch, 100 g Hartkäse oder 2 1/2 Liter Eptinger-Mineralwasser). Gerade in höherem Alter ab 65 stellt die genügende Einnahme von Calcium in Kombination mit Vitamin D eine wichtige Vorbeugung der Schenkelhalsfraktur dar. Am Wichtigsten ist die tägliche körperliche Bewegung an der frischen Luft unter dem Motto: «je mehr, desto besser, egal wie!»
In höherem Alter gilt es auch, die Sturzgefahr, die vor allem im häuslichen Milieu gross ist (rutschende Teppiche und Läufer, fehlende Treppengeländer) zu verkleinern.
Die Hormonzufuhr bei der Frau in den Wechseljahren stellt die wichtigste Prophylaxe der hormonmangelbedingten Osteoporose nach der Abänderung dar. Leidet man bereits an einem Knochenschwund mit Brüchen oder gehört man aufgrund der Knochendichtemessung zu den Risikopatienten, muss und kann die Krankheit behandelt werden. Die Aerztin/der Arzt verfügt heute über verschiedene wirksame Medikamente zur Therapie der Osteoporose. Da es unterschiedliche Formen, Verläufe und Schweregrade dieser Erkrankung gibt, ist stets eine individuelle, «massgeschneiderte» Behandlung erforderlich.
Dr. med. A. Keller Aerztin für Allg. Medizin FMH, 4410 Liestal |
Nicht selten leiden Personen in der zweiten Lebenshälfte und vor allem im höheren Alter unter Schmerzen beim Gehen. Diese strahlen übers Gesäss in die Beine aus und können so stark werden, dass sich die Betroffenen setzen müssen, worauf sich die Beschwerden rasch legen. Eine Gangunsicherheit oder gar eine Muskelschwäche der Beine kann das Problem noch verschärfen. Diese Beschwerden treten nicht selten zusammen mit mehr oder weniger ausgeprägten Kreuzschmerzen auf.
Bei solchen Symptomen wird der behandelnde Arzt die Möglichkeit eines engen Wirbelkanals in Betracht ziehen und ein Röntgenbild der Lendenwirbelsäule anfertigen. Die weiteren Abklärungen richten sich nach dem Schweregrad der Beschwerden und den gefundenen Veränderungen.
Wie kommt es zu diesem Leiden? Im Wirbelkanal befinden sich das Rückenmark und auf Niveau der Lendenwirbelsäule die Nervenwurzeln. Eine Verengung (Stenose) des Wirbelkanals ist selten angeboren. Sie ist meist durch bedingte Altersabnützungen wie arthrotische Vergrösserung der Wirbelgelenke, Verdickung der Bänder und Vorwölbungen der zusammensinkenden Bandscheiben («wie ein platter Pneu») bedingt. Dies kann zusätzlich zu lockeren Wirbelverbindungen, einem Wirbelgleiten oder einer seitlichen Verkrümmung (Skoliose) führen. In der Folge entsteht ein Druck auf die Nerven, der zu Schmerzen v. a. beim Stehen und Gehen führt. Seltener ist durch diese Veränderungen auch die Halswirbelsäule betroffen - die Symptome sind dann allerdings verschieden.
Im Gegensatz zum akuten Bandscheibenvorfall (Diskushernie) beginnen die Beschwerden bei einem engen Wirbelkanal meist langsam. Sie sind eher im höheren Lebensalter anzutreffen und verursachen typischerweise keinen Dauerschmerz.
Die Behandlung konzentriert sich in erster Linie auf gezielte Physiotherapie und den phasenweisen Einsatz von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten. Zusätzlich kann bei Bedarf Cortison in die Nähe der zusammengedrückten Nerven (peridural) gespritzt werden - meist allerdings nur mit vorübergehendem Erfolg. Wenn diese Massnahmen nur unzureichende Linderung verschaffen und die Beschwerden das Gehen verunmöglichen, ist eine Operation oft nicht zu umgehen.
Der Wirbelsäulenchirurg muss entscheiden, ob ein örtlicher, mikrochirurgischer Eingriff - vergleichbar der Diskushernienoperation - genügt, um die entsprechenden Verdickungen der Gelenke, der Bänder und gelegentlich der Bandscheibe zu entfernen und damit die Nerven zu befreien. Beim Wirbelgleiten wird er zusätzlich die Stabilisierung zweier oder mehrerer Wirbel erwägen, um den andauernden Operationserfolg zu sichern. Diese Stabilisierung kann elastisch mit speziellen Implantaten aus Titan und Kunststoff, die die Beweglichkeit erhalten, erfolgen. Gelegentlich ist immer noch die starre Wirbelversteifung notwendig. Alle diese Eingriffe können ohne Narkose in Teilanästhesie (Periduralanästhesie) vorgenommen werden und sind damit auch bei Patienten in hohem Alter mit Begleiterkrankungen mit geringem Risiko durchführbar. Das Operationsergebnis ist in der Regel sehr zufriedenstellend, da die unerträglichen Nervenschmerzen und die Behinderung nicht mehr vorhanden sind.
Dr. med. T.M. Stoll Orthopädische Chirurgie FMH, Bethesda-Spital, 4020 Basel |
Wadenkrämpfe sind in der Bevölkerung weit verbreitete, aber glücklicherweise meist harmlose Beschwerden. Etwa jede dritte Person ist davon betroffen, bei Betagten betrifft dies sogar jede zweite Person. Lästig sind Wadenkrämpfe insbesondere, da sie häufig nachts auftreten und damit den Schlaf stören können. Bei bestimmten Krankheitsbildern können Wadenkrämpfe als Begleiterscheinungen neben anderen Symptomen auftreten. Von den «gewöhnlichen» Wadenkrämpfen können sich die venös bedingten Beschwerden durch Beinschwellungen und Schmerzverstärkung beim langen Stehen, die durch arterielle Durchblutungsstörungen bedingten Wadenkrämpfe durch das typische Auftreten während des Gehens oder das Restless-legs-Syndrom («Syndrom der unruhigen Beine») durch eine Zappligkeit in den Beinen abgrenzen lassen. Es gibt viele andere Erkrankungen, bei denen Wadenkrämpfe als Begleiterscheinung auftreten können. Diese Krankheiten sind dem Betroffenen im allgemeinen schon seit längerem bekannt. Aus diesem Grunde ist es nicht erforderlich, beim Neuauftreten von Wadenkrämpfen umfangreiche Untersuchungen durchzuführen, solange keine weiteren Symptome oder Befunde auf eine schwere Krankheit, die dahinter stecken könnte, hinweisen. Typischerweise treten Wadenkrämpfe gehäuft in der Schwangerschaft auf.
Es scheint, dass Wadenkrämpfe vermehrt auftreten, wenn es zu Verschiebungen im Wasser- und Salzhaushalt des Körpers kommt, sei es durch eine Erkrankung (z.B. Durchfall) oder nach starkem Schwitzen (z.B. beim Sport). Auch Medikamente können bei der Entstehung von Wadenkrämpfen eine Rolle spielen, gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen wird deren Einfluss jedoch meistens überbewertet.
Personen, die an Wadenkrämpfen leiden, sollten versuchen, diese in erster Linie durch nicht medikamentöse Massnahmen zu beeinflussen. Diese kosten nichts und sind eine harmlose Behandlung für ein letztlich harmloses Problem. Empfohlen werden regelmässige Stretchingübungen für die Wadenmuskulatur und eine regelmässige Muskeltätigkeit wie z.B. beim Schwimmen oder Radfahren. Man sollte darauf achten, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und Schuhwerk ohne all zu hohe Absätze zu tragen. Die z.B. durch hohe Absätze ausgelöste «Spitzfusstellung» kann auch im Schlaf vermieden werden, in dem entweder in Rückenlage das Bein gegen ein Fussbrett gedrückt wird, sodass das Sprunggelenk etwa im rechten Winkel steht oder in- dem man in Bauchlage die Füsse über das Matratzenende hängen lässt. Mit diesen altbewährten Massnahmen gelingt es in vielen Fällen, die störenden Wadenkrämpfe zu beruhigen.
Sollten diese aber nicht ausreichen, stellt sich die Frage, ob man ein Medikament einsetzen soll. Am häufigsten wird Magnesium verwendet, obwohl auch hier nur eine ungenügende Dokumentation der Wirkung existiert. Ein guter Nutzen ist nur bei schwangeren Frauen festgestellt worden. Da das Medikament ausser vereinzelt auftretendem leichten Durchfall gut verträglich ist, sollen angesichts des günstigen Nebenwirkungsprofils dennoch zuerst eingesetzt werden. Bei anderen geprüften Mitteln wie Kalziumpräparaten, Vitaminen (C, B-Komplex und E), muskellockernden Medikamenten und Isoptin sind keine überzeugenden Daten vorhanden, so dass eine Behandlung mit einem dieser Medikamente nicht zu empfehlen ist. Das früher vielfach verwendete Chinin wird heute wegen des ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses für diese Anwendung nicht mehr gebraucht.
Kann ich mich selbst behandeln oder ist ein Arztbesuch notwendig? Sie sollten immer dann den Arzt aufsuchen, wenn Sie zusätzlich zu den Wadenkrämpfen andere Symptome (z.B. Beinschwellungen, Störungen beim Gehen, zappelnde Beine beim Liegen, Auftreten einer zunehmenden Schwäche der Glieder und ähnliches) feststellen. Sie können Ihren Hausarzt aber auch für eine Beratung besuchen, wenn Sie mit Ihren eigenen Mitteln keine Besserung mehr erreichen oder wenn Sie unsicher sind, ob eine weitere Abklärung notwendig ist und welche Therapie für Sie die geeignetste ist.
Dr. med. F. Rohrer Innere Medizin FMH, Lausen |
Wer hat nicht schon z.B. nach einer Wanderung oder nach dem Tennisspielen Fersenschmerzen verspürt? Glücklicherweise verschwinden diese Beschwerden meist von selbst. Nicht so selten bleiben aber anhaltende, mit «Schmieren und Salben» nicht zu behebende Fersenschmerzen bestehen. Betroffen sind Jugendliche und Erwachsene jeden Alters. Bei Frauen, übergewichtigen Personen und bei Arbeitern, die den ganzen Tag schwere Lasten tragen müssen, findet sich diese Problematik häufiger. Auch Personen mit Hohl- oder Plattfüssen sind diesem Leiden vermehrt unterworfen. Hinter diesen Beschwerden kann sich auch eine Vielzahl weiterer Krankheiten verstecken. Die meisten Fälle können allerdings auf eine mechanische Entzündung im Bereiche der Ferse zurückgeführt werden. Verschwinden Fersenschmerzen nach zwei Monaten nicht von selbst, soll der Arzt mit seinen Kenntnissen die genaue Ursache klären und zur geeignetsten Behandlung raten.
Die typischen Fersenschmerzen beginnen allmählich. Gelegentlich beginnen sie nach einer Ueberlastung oder nach einer kleinen Verletzung. Häufiger sind sie einseitig, sie können aber auch beidseitig auftreten. Nach dem Aufstehen aus dem Bett oder nach längerem Sitzen sind die ersten Schritte besonders schmerzhaft. Nach einer weiteren Verschlimmerung kann die Ferse nicht mehr richtig belastet werden und der Patient muss dauernd hinken.
Wie gesagt ist eine mechanische Entzündung am Befestigungspunkt des «Fussbandes» am Fersenbein weitaus der häufigste Grund von Fersenschmerzen. Dieses «Fussband» - in der Fachsprache Plantaraponeurose genannt - spannt das Fussgewölbe zwischen Zehen und Fersenbein wie ein Seil und verhindert damit das Entstehen eines Plattfusses. Bei erhöhter Fussbelastung, z.B. bei der häufig vorkommenden Verkürzung der Wadenmuskulatur, werden die Befestigungen am Fersenbein besonders beansprucht. Es kommt zu minimen Einrissen in der Sehne und zu Reizungen der angrenzenden Knochenhaut. Schliesslich entsteht eine chronische, schmerzhafte Entzündung. Der im Röntgenbild häufig sichtbare Fersensporn ist wahrschenlich Ausdruck dieser Entzündungsvorgänge, ist aber nicht Hauptursache für die Fersenschmerzen. Neben diesem «klasssischen» Entstehungsmechanismus der Fersenschmerzen muss der Arzt auch verschiedene Allgemeinerkrankungen als Ursache der Beschwerden in Betracht ziehen, z.B. Gicht, Ischias, Entzündungen benachbarter Sehnen oder Nerven, Knochenerkrankungen, chronische Polyarthritis und andere rheumatische Erkrankungen sowie selten Infektionen oder Tumoren.
Obwohl die Ursache der Störung meist rasch erkannt werden kann, kann die Behandlung häufig Monate dauern. In erster Linie muss die Entzündung bekämpft werden. Dafür geeignet sind Rheumasalben oder Eisauflagen, die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten (sog. Antirheumatika) und die Anwendung von Elektrotherapie. In hartnäckigen Fällen kann der Arzt örtlich wirksame Kortisonspritzen verabreichen. Eine defintive Heilung ist aber erst möglich, wenn die Grundursachen, die zur mechanischen Entzündung führen, behandelt werden. Empfehlenswert ist das Tragen von Schuhen mit Luftkissenabsätzen. Glücklicherweise sind diese heute in Mode. Eine andere Möglichkeit sind weiche Gummieinlagen (Talonettes), die lose unter der Ferse in den Schuh gelegt werden können. Von grosser Bedeutung ist das Erlernen und das tägliche selbständige Durchführen von Dehnungsübungen für die Wadenmuskulatur. In der Regel wird dazu eine kurze Instruktion durch einen Physiotherapeuten verordnet. Zudem sollte vorhandenes Uebergewicht reduziert werden. Stark belastende berufliche oder sportliche Aktivitäten müssen vorübergehend eingeschränkt werden. Eine Operation muss dank der Geduld und guten Mitarbeit der Patienten nur in seltenen Fällen geplant werden. Sie soll erst nach Versagen aller anderen Behandlungsverfahren über lange Zeit vorgenommen werden.
Dr. med. F. Rohrer Innere Medizin FMH, 4415 Lausen
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