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Vorsorge
Sylvester und Neujahr - und damit die Zeit der guten Vorsätze - stehen vor der Tür. Wer hat nicht schon daran gedacht, sich im neuen Jahr gesünder zu ernähren, sein Gewicht zu reduzieren, sich mehr zu bewegen oder mit dem Rauchen aufzuhören? Wie lassen sich aber diese Vorsätze in die Praxis umsetzen?
Beim Blättern in des Rampass liebster Zeitung oder in Illustrierten oder beim Spaziergang durch die weihnachtlich erleuchteten Strassen scheint es ob der vielen Gesundheitsangebote sehr einfach, die guten Vorsätze in die Tat umzusetzen: Fitnesszentren bieten - mit Unterstützung der Krankenkassen - Sport, Bewegung und Spass an. «Check-ups» beim Arzt werden - obwohl keine Pflichtleistung der Krankenkassen - immer mehr verlangt, genauso wie ärztlich geleitete Ernährungsprogramme regen Zulauf haben. In Apotheken und Drogerien werden allerhand Mittel abgesetzt, die zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten oder zur gesünderen Ernährung beitragen sollen. Krankenkassen wandeln sich zu Gesundheitskassen. Gesundheitssendungen am Fernsehen haben Hochkonjunktur. Die pharmazeutische Industrie wandelt sich zu «Life-Science»-Konzernen und bietet immer mehr «lifestyle»-Medikamente, die z.B. helfen sollen, das Gewicht zu reduzieren oder das Rauchen einzustellen, an.
Kommt bei diesem riesigen Angebot nicht ein komisches Gefühl auf? Wie kann ich noch wissen, was von all diesen verlockend angepriesenen Gesundheitsangeboten für mich sinnvoll oder nötig ist? Bin ich - mit meinen guten Vorsätzen - nicht das Opfer geldgieriger Ärzte, Apotheker, Pharmakonzerne, Fitnesscenter-Betreiber oder Versicherer? Wollen mir einige selbsternannte Gurus mit Ihren Gesundheitsprodukten gleich noch eine neue Weltanschauung verkaufen?
Weshalb ist es so schwierig, zu wissen, welche oder wie viel Gesundheitsvorsorge Not tut? Liegt es nicht daran, dass wir kaum etwas wissen über den Nutzen der angebotenen Programme? Wir lassen uns lieber durch Skandalgeschichten aus «Kassensturz», «Explosiv» oder ähnlichen Sendungen über seltene Nebenwirkungen aufschrecken. Aber: Fragen wir den Arzt genau, wie viel ein zur Cholesterin- oder Blutdrucksenkung verschriebenes Medikament bei uns nützt? Fragen wir den Drogisten genau, ob die Wirkung eines zur Stärkung des Immunsystems empfohlenen Präparates nach wissenschaftlichen Kriterien (d.h. ohne Beeinflussungsmöglichkeit durch Forscher und Studienteilnehmer, z.B. in Doppelblindstudien) geprüft wurde? Erst wenn wir lernen, uns selbst solche Fragen zu stellen, werden wir uns nicht mehr leichtgläubig alle möglichen Produkte mit unsicherer Wirkung andrehen lassen und erst dann werden die Anbieter wissen, dass es nicht reicht, etwas nur mit dem Argument «es sei gut für die Gesundheit» und einer halbwegs plausiblen Erklärung über die erhoffte Wirkung zu verkaufen. Allerdings: häufig helfen der gesunde Menschenverstand und ein gesundes kritisches Denken mindestens genauso viel wie eine wissenschaftliche Ausbildung oder stundenlanges Surfen auf dem Internet, um die besten Informationen zu erhalten, welches von zwei sehr ähnlichen Produkten wohl das bessere sei!
Dr. med. Franz Rohrer Innere Medizin FMH, 4415 Lausen |
Immer häufiger werden die empfohlenen Impfungen im Kindesalter durch die Eltern abgelehnt. Verunsicherten Eltern wird durch Impfgegner eingeredet, sie würden ihrem Kind durch eine Impfung eher Schaden zufügen als Nutzen. Die Masern-Epidemie in Süd-Italien in diesem Sommer solllte aber doch zu denken geben und die immer häufig auftretende Impfverweigerung in Frage stellen.
Masern, eine hochansteckende Viruserkrankung, kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie Mittelohr-, Lungen- oder Hirnentzündungen führen. Masern-Erkankungen lassen sich jedoch durch konsequentes Impfen verhindern. Seit Januar 2002 wurden in Süd- und Mittel-Italien mehr als 20′000 Masernfälle bei Kindern registriert, die bisher zu drei Todesfällen und 13 Hirnentzündungen führten, mindestens 370 Personen wurden hospitalisiert! Auch in Holland kam es zwischen April 1999 und Februar 2000 zu einer Epidemie bei rund 3000 Personen, von denen 3 starben und 68 hospitalisert werden mussten. Es kam zu schweren Hirn- und Lungenentzündungen sowie anderen schweren Erkrankungen der Atemwege.
All diese Epidemien traten in Gegenden oder Populationen auf, wo ungenügend geimpft wurde. Impfgegner argumentieren, dass Komplikationen bei solchen Erkrankungen gehäuft in 3. Weltländern auftreten, wo die Kinder durch Hunger und Unterernährung zusätzlich geschwächt sind. Hier zeigten sich aber Ausbrüche von verhinderbaren Krankheiten in Europa. Ebenfalls fand ich eine Studie in einer renommierten Aerztezeitschrift, wo sich die Kinderlähmung im Frühjahr 2000 in Bulgarien ausbreitete. Möglicherweise wurde der Virus aus Indien eingeschleppt. Die Epidemie brach aus unter Zigeunern, einer Volksgruppe, die ebenfalls ungenügend geimpft ist.
In der Schweiz ist die Durchimpfungsrate z.B. für Masern, Mumps und Röteln bei ca. 81%. Auf Grund dieser ungenügenden Durchimpfung muss befürchtet werden, dass ein solcher Ausbruch auch bei uns stattfinden könnte. Das Argument, dass Impfnebenwirkungen häufiger auftreten, als Komplikationen beim Ausbruch einer Masern- oder Kinderlähmung, kann mit diesen aufgeführten Zahlen widerlegt werden.
Wahrscheinlich kennen wir hier in unseren Breitengraden die Folgen einer Kinderlähmung oder einer Masernkomplikation nicht mehr und gehen deshalb etwas sorglos damit um. Auch werden Starrkrampf-Erkrankungen verharmlost; in der Schweiz versterben immer noch jährlich 1-3 Erkrankte an einer Starrkrampf-Infektion. Mit dem vom Bundesamt für Gesundheitswesen empfohlenen Impfprogramm will auch erreicht werden, dass Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps, Röteln, ausgerottet werden. Das dies möglich ist, zeigt sich in den nordischen Ländern, welche diese Erkrankungen ausmerzen konnten. Für ein solches international geltendes Ziel müssen aber in allen Ländern deutlich höhere Durchimpfungsraten von ca. 92-95 % der Bevölkerung erreicht werden.
Immer wieder erlebe ich in der Sprechstunde, dass die Meinungen bezüglich des Impfens im Generellen sehr festgefahren sind. Eine offene und sachliche Diskussion ist kaum möglich. Mit diesem Artikel über vermeidbare Erkrankungen und deren Folgen möchte ich dazu beitragen, dass über Impfungen wieder sachlich gesprochen werden darf.
Dr. med. Stephan Gerosa FMH Innere Medizin, 4448 Läufelfingen |
Dass Säuglinge und Kleinkinder regelmässig geimpft werden müssen, ist für die Meisten eine Selbstverständlichkeit. Im Erwachsenenalter wird das regelmässige Auffrischen des Impfschutzes aber oft vergessen. Wieviele Jahre sind seit der letzten Starrkrampfimpfung vergangen? Gegen welche Krankheiten soll überhaupt geimpft werden? Hier einige Erläuterungen zu den wichtigsten Impfungen für Erwachsene. Impfungen, die nur bei Kindern, nicht aber bei Erwachsenen durchgeführt werden (Keuchhusten, Masern/Mumps/Röteln, Haemophilus influenzae), sind nicht erwähnt.
Starrkrampf (Tetanus) ist eine lebensgefährliche Krankheit, die durch unlösbare Verkrampfung aller Muskeln zum Tod durch Ersticken führt. Die Starrkrampfbakterien kommen vor allem in der Erde vor. Durch tiefe Wunden mit verschmutzten Gegenständen werden sie ins Gewebe verschleppt, wo sie ihr lähmendes Gift produzieren. Die Impfung sollte bei Erwachsenen alle zehn Jahre wiederholt werden, bei stark verschmutzten oder sehr tiefen Wunden bereits nach fünf.
Die Diphtherie, auch echter Krupp genannt, war vor Einführung der Impfung eine gefürchtete Infektion. Die Bakterien verursachen schwere Racheninfektionen und bilden ausserdem ein Gift, das zu bleibenden Herzschäden führen kann. Die Impfung gegen Diphtherie erfolgt immer gleichzeitig mit der Starrkrampfimpfung (deshalb die Abkürzung DiTe im Impfausweis).
Kinderlähmung (Poliomyelitis) befällt keineswegs nur Kinder, wurde früher aber meist in der Kindheit durchgemacht. Heute besteht die Gefahr einer Ansteckung in erster Linie bei Reisen in Gebiete, wo die Krankheit noch aktiv ist. Sie verursacht bei den Erkrankten schlaffe Lähmungen der Muskeln, in schweren Fällen mit bleibenden Schäden, Mangelentwicklung der betroffenen Extremitäten oder Verkrümmung (Skoliose) des Rückens. Die Impfung sollte bei Erwachsenen alle zehn Jahre aufgefrischt werden.
Bei der Gelbsucht Hepatitis B handelt es sich um eine Krankheit, die durch sexuellen Kontakt, Kontakt mit Blut (zB Verwendung von gebrauchten, nicht sterilisierten Injektionsnadeln, Piercing- und Tätowiergeräten) und anderen Körperflüssigkeiten übertragen wird. Sie führt bei zehn Prozent der Erkrankten zu einer dauernden Leberentzündung, die in Zirrhose und Leberkrebs übergehen kann. Die Impfung wird seit vielen Jahren routinemässig bei Spitalangestellten durchgeführt, seit einigen Jahren wird sie auch für alle Jugendlichen empfohlen. Sinnvoll ist sie ausserdem bei «Abenteuerreisen» oder längeren Aufenthalten in Entwicklungsländern.
Bei Reisen in Länder mit unsicherer Nahrungsmittelhygiene kann die Gelbsucht Hepatitis A auftreten. Sie wird ähnlich wie der «Reisedurchfall» durch verunreinigte Nahrungsmittel (Muscheln!) übertragen. Wer oft im Ausland unterwegs ist, kann sich mit einer Impfung gegen diese in der Regel nicht lebensgefährliche, aber Wochen dauernde Krankheit schützen.
Die Grippeimpfung (Influenzaimpfung) schützt während jeweils einer «Saison» vor dem Erreger der echten Grippe. Sie ist vor allem für ältere und chronisch kranke Personen empfehlenswert, aber auch für Leute, die beruflich viel mit anderen Menschen in Berührung kommen oder sich keinen Arbeitsausfall infolge Grippe leisten können. Da sich das Grippevirus laufend verändert, muss jedes Jahr von neuem geimpft werden.
Die Frühsommer-Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoenzephalitis) ist eine durch Zecken übertragene Viruskrankheit (nicht zu verwechseln mit der Lyme-Borreliose, die ebenfalls durch Zecken übertragen, aber durch Bakterien verursacht wird). In unseren Wäldern sind die Zecken glücklicherweise nicht mit dem FSME-Virus infiziert, wohl aber in Teilen des Fricktals, des Schwarzwalds und der Vogesen, in der Ostschweiz und in der Gegend des Thuner- und Bielersees. In manchen deutschen Bundesländern, in Oesterreich und Osteuropa kommt die Krankheit gehäuft vor. Wer sich beruflich oder in der Freizeit viel im Wald aufhält, sollte die FSME-Impfung in Betracht ziehen.
Bei Reisen in die Tropen können Impfungen gegen Typhus, Cholera oder Gelbfieber nötig sein.
Ihr Hausarzt informiert Sie gern über über die bei Ihnen fälligen Impfungen. Lassen sie Ihren Impfausweis regelmässig und vor längeren Auslandreisen unbedingt frühzeitig (dh einige Monate zuvor) kontrollieren!
Frau Dr. med. Elena Jäggi-Schaefer, Allgemeine Medizin FMH, Biel-Benken
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