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Magen-Darm
Jede oder jeder Dritte unter uns Menschen hat Darmdivertikel - falls wir zwischen 50 und 65 Jahren alt sind. Bei 80jährigen betrifft das gleiche Problem bereits zwei von drei Menschen. Divertikel treten also häufig auf. Um was geht es?
Divertikel sind kleinste Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut, meistens links am unteren Dickdarm lokalisiert. An schwächeren Stellen wird die Schleimhaut im Verlauf von Jahren langsam durch den Muskelmantel hindurch aus dem Darm gegen die Bauchhöhle hinausgedrückt, einige Millimeter, vielleicht auch bis zwei Zentimeter weit. Warum es zu den beschriebenen Darmausstülpungen kommt, ist nicht bis in alle Einzelheiten geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen durch den Darm selbst erzeugten Ueberdruck, welcher dazu führt. Dieser Ueberdruck ist um so grösser, je kleiner die Stuhlportionen sind. Deshalb haben Leute mit «Verstopfungen», mit harten Stühlen und kleinen Stuhlportionen mehr Divertikel als jene, welche eher grosse und normale Stühle entleeren können. Aeltere Leute müssen eher mit Divertikel rechnen, weil das Bindegewebe des Körpers mit zunehmendem Alter allgemein etwas schwächer wird.
Sicher spielt die Ernährung bei der Divertikelbildung eine wichtige Rolle. Bei Personen, die nur sehr wenig Ballaststoffe oder Nahrungsfasern essen, entsteht nur wenig Stuhl und damit eben die erwähnte «Verstopfung». Die beste Vorbeugung gegen Divertikel besteht demnach in einer ausgewogenen und ballaststoffreichen Ernährung mit Früchten, Gemüsen, dunklem Brot und nach Möglichkeit auch mit der bewussten täglichen Einnahme von Ballaststoffen, z.B. von Weizen- oder Haferkleie. Dazu gehört unbedingt eine genügend grosse Flüssigkeitsmenge.
Nur bei einer von fünf Personen führt der Zustand der Divertikel zu einer eigentlichen «Divertikelkrankheit» mit Bauchbeschwerden, Schmerzen, Stuhlproblemen und Fieber. Selten kommt es zu Blutungen oder Abszessen. Die Schmerzen sind oft krampfartig, meistens im linken Unterbauch lokalisiert, häufig durch Nahrungsaufnahme verstärkt und nach der Stuhlentleerung wieder abklingend. Manchmal bestehen auch vermehrte Blähungen und Winde. Viele dieser Symptome können - mit Ausnahme des Fiebers - auch bei anderen Darmkrankheiten und vor allem auch bei Menschen mit nervös bedingten Darmstörungen auftreten. Eine krebsartige Umwandlung von Divertikeln ist zu befürchten.
Divertikel ohne Beschwerden erforderden keine Behandlung. Bei nur leichten Beschwerden wegen Divertikeln ist eine Behandlung immer «konservativ», das heisst diätetisch mit Mitteln für eine bessere Stuhlbeschaffenheit oder medikamentös mit Tabletten mit krampflösender Wirkung.
Eine eigentliche Divertikelentzündung erfordert immer eine ärztliche Behandlung. Meistens kann diese ambulant erfolgen, und dank Antibiotika kann die Entzündung rasch zum Abklingen gebracht werden. Nur bei sehr starken Erkrankungen mit gleichzeitiger Bauchfellentzündung ist eine Spitalbehandlung nötig. Bei gehäuften Attacken solcher Divertikelentzündungen, bei einer durch die Entzündung entstandenen Verengung des betreffenden Darmstückes und natürlich bei einer gleichzeitigen Bauchfellentzündung ist eine Operation mit Entfernung des entzündeten Darmteiles meistens unumgänglich. Mit der chirurgischen Intervention darf fast ausnahmslos eine vollständige Heilung ohne weitere Erkrankungen erwartet werden. Halten wir zusammenfassend fest, dass mit zunehmendem Alter die Häufigkeit der Divertikel zunimmt, dass ein solcher Zustand in den meistens Fällen aber harmlos ist, dass bei vernünftiger Ernährung und guten Stuhlgewohnheiten die Entwicklung zu einer richtig krankmachenden Divertikulitis meistens vermieden werden kann und dass nur bei wenigen Patienten eine medikamentöse Behandlung oder gar eine Operation notwendig wird. Divertikel sind also alles in allem eher «harmlos».
Dr. med. H.W. Aenishänslin Facharzt für Gastroenterologie FMH, 4410 Liestal |
Etwa jede zehnte Person unserer Bevölkerung leidet mindestens einmal an klassischen Reizdarmbeschwerden. Frauen sind häufiger betroffen. In allen westlichen Industrieländern sind diese Beschwerden häufig. Beim Reizdarm treten verschiedene Darmbeschwerden andauernd oder immer wiederkehrend auf. Klassischerweise klagen die Betroffenen über Bauchschmerzen, Blähungen und Stuhlunregelmässigkeiten. Die Schmerzen werden oft durch den Stuhlgang oder den Abgang von Winden gebessert. Die Blähungen sind oft am Morgen gering und verstärken sich tagsüber. Meistens neigen die Reizdarmpatienten entweder zu Verstopfungen oder zu Durchfällen. Häufig werden auch Schleimabgänge mit dem Stuhl beobachtet. Patienten mit Verstopfungsneigung klagen über eine erschwerte Stuhlentleerung mit harten Stühlen und geringen Stuhlmengen. Zudem haben sie das Gefühl, der Stuhl entleere sich nur unvollständig. Eigentliche wässrige Durchfälle liegen meist nicht vor. Vor allem morgens und nach dem Essen treten mehrere Stuhlentleerungen auf, die von Krämpfen begleitet sind. Manche Patienten klagen auch über andere Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen, Uebelkeit, Brechreiz oder über Störungen anderer Organe, z. B. Herzbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Rückenschmerzen.
Die Ursache des Reizdarms konnte bisher nicht gefunden werden. Verantwortlich für die Entstehung der Beschwerden sind einerseits Störungen der Darmtätigkeit und andererseits eine vermehrte Wahrnehmung der Darmwanddehnung durch die Betroffenen. Stress, Beziehungsprobleme, Angst oder depressive Verstimmung können das Beschwerdebild beeinflussen. Ob Ernährungseinflüsse für die Entstehung der Krankheit von Bedeutung sind, konnte bisher nicht genau geklärt werden.
Der Reizdarm ist ein lästiges, aber harmloses Problem, das die Lebenserwartung keinesfalls beeinträchtigt. Nur jede vierte Person mit diesen Beschwerden geht überhaupt zum Arzt. Meist können diese Patienten vom Hausarzt gut betreut werden. Für bestimmte Abklärungen ist gelegentlich die Ueberweisung an einen Spezialisten notwendig. Da nur selten eine schwerwiegende Erkrankung zu Grunde liegt, kann der Abklärungsgang meistens einfach gehalten werden. Je typischer die Beschwerden sind und desto jünger der Patient ist, umso weniger Untersuchungen sind in der Regel notwendig. Die durchgeführten Abklärungen sollen eine anderweitige organische Erkrankung (z.B. entzündliche Darmerkrankungen oder Tumoren) mit vernünftigem Aufwand ausschliessen. Sollten sich die Beschwerden des Patienten über kürzere Zeit verschlechtern, sollten Gewichtsverlust, Fieber oder Blutabgänge mit dem Stuhl festgestellt worden sein oder sollte der Patient über Erbrechen oder Schluckstörungen klagen, liegen Alarmsymptome vor. Die Ursache dieser Symptome muss mit allen notwendigen Mitteln werden. Bei über 50-jährigen Erkrankten sollte grundsächlich eine Polypen- oder Tumorerkrankung im Dickdarm ausgeschlossen werden. Die Wahl der notwendigen Abklärungsmethoden erfolgt in enger Absprache zwischen Patient, Hausarzt und beigezogenem Spezialist und richtet sich nach den vorliegenden Beschwerden. Unter Berücksichtigung dieser Regeln kann im offenem Gespräch mit dem Hausarzt meist eine Beruhigung erfolgen. Unnötige teure Untersuchungen können damit fast immer vermieden werden.
Nach einer gezielten Abklärung und einem aufklärenden Gespräch über die Harmlosigkeit der Erkrankung benötigen Patienten mit geringen Beschwerden häufig keine besondere Behandlung und lernen mit der Zeit, mit ihren Verdauungsstörungen umzugehen. Bei Patienten mit ausgeprägten Beschwerden empfiehlt sich ein stufenweises Vorgehen. Besteht ein Zusammenhang der Beschwerden mit bestimmten Nahrungsmitteln, lohnt es sich, diese zu vermeiden. Künstliche Süssstoffe, welche bei vielen Patienten Blähungen verursachen können, sollten weggelassen werden. Bei Verstopfung ist neben einer genügenden Flüssigkeitszufuhr (empfohlen sind über 2 Liter/Tag) eine faserreiche Kost sinnvoll. Bei vielen Patienten verbessert sich damit das Beschwerdebild. Einige werden sogar dauernd beschwerdefrei. Dauern die Beschwerden an, kann versucht werden, die Darmtätigkeit durch faserhaltige Quellmittel wie Weizenkleie , Leinsamen oder Flohsamen zu verbessern. Durch alle diese Massnahmen können die Reizdarmbeschwerden bei etwa 80 % der Patienten gebessert werden. Beim Versagen dieser Behandlung stehen mehrere Medikamente zur Verfügung. Der Arzt kann diese je nach den vorherrschenden Symptomen verschreiben. Die erfolgreiche Betreuung der Patienten mit Reizdarm ist dann möglich, wenn es gelingt eine offene Arzt-Patienten-Beziehung herzustellen, die es erlaubt, die Harmlosigkeit der Erkrankung zu erkennen und die Beschwerden mit angemessenen Mitteln zu lindern.
Dr. med. R. Meier Leitender Arzt, Gastroentrologie, Kantonsspital Liestal |
Helicobacter pylori ist ein bewegliches, spiralförmiges Bakterium, welches in der Magenschleimhaut über Jahrzehnte leben kann. In den letzten Jahren wurde dessen Bedeutung genauer erforscht. Helicobacter wurde zwar erst 1983 entdeckt, doch wurden bereits 1906 spiralförmige Bakterien im Magen festgestellt. Diese wurden damals irrtümlicherweise als Verunreinigung angesehen.
In der Schweiz sind durchschnittlich 25%, bei Personen über 50 Jahren sogar 35-50% der beschwerdefreien Menschen mit diesen Magenbakterien befallen, d.h. infiziert. Patienten mit einem Zwölffingerdarm-Geschwür sind aber zu über 70%, Patienten mit einem Magengeschwür zu 50-70% Träger dieser Krankheitserreger. Menschen mit Magenbeschwerden, welche an keinem Geschwür leiden, haben ebenfalls eine erhöhte Infektionshäufigkeit (30-60%).
Obwohl Helicobacter immer zu einer chronischen Entzündung der Magenschleimhaut führt, verspürt nur ein kleiner Teil der Infizierten je Magenschmerzen. Die meisten Menschen wissen somit gar nicht, dass sie in ihrem Magen eine Besiedlung mit Helicobacter haben.
Der Nachweis von Helicobacter erfolgt üblicherweise durch die Entnahme kleiner Gewebsproben während einer Magenspiegelung. Bei besonderen Fragestellungen kann Helicobacter auch im Blut oder durch einen Atemlufttest nachgewiesen werden.
Beim Nachweis von Helicobacter stellt sich im Einzelfall immer die Frage, ob die Infektion behandelt werden soll. Grundsätzlich besteht die Behandlung in einer - meist gut verträglichen - Kombination von zwei verschiedenen Antibiotika und einem Medikament, welches die Magensäure blockiert. Mit den heute verwendeten Medikamenten kann man bei 85-90% der Behandelten eine Heilung erzielen. Durch den generell weit verbreiteten Einsatz von Antibiotika für Infektionskrankheiten werden jedoch zunehmend resistente, d.h. auf die eingenommenen Medikamente unempfindliche Bakterien beobachtet. Auch eine ungenaue Einnahme dieser Medikmente fördert diese Entwicklung. Wesentlich ist deshalb, dass die Pillen genau nach Vorschrift eingenommen werden und dass die Behandlung nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt vorzeitig abgebrochen wird. Rauchen scheint den Erfolg der Behandlung zu beeinträchtigen. Die Therapiedauer beträgt 7 bis 14 Tage. Behandlungen von unter 7 Tagen Dauer haben zu einem unbefriedigenden Ergebnis geführt.
Helicobacter muss bei allen Patienten mit Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren behandelt werden. Die Behandlung führt dabei nicht nur zur rascheren Abheilung des Geschwürs, sondern auch zur Vermeidung von Komplikationen. Wenn die Helicobacter-Bakterien erfolgreich eliminiert werden können, liegt das Risiko einer erneuten Infektion unter 2%. Entsprechend gering ist dann auch die Gefahr neuer Geschwüre zu einem späteren Zeitpunkt. Bei beschwerdefreien Menschen ist eine Behandlung nicht notwendig.
Bei Patienten mit Magengeschwür, bei denen eine Behandlung des Helicobacters durchgeführt wurde, muss der Therapieerfolg mittels einer zweiten Magenspiegelung kontrolliert werden. Bei Patienten mit einem Zwölffingerdarmgeschwür ist die Kontrolle in der Regel auch mit einem Atemtest möglich.
Dr. med. F. S. Lehmann Gastroentrologie FMH, Oberwilerstr. 19, 4102 Binningen
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Wer kennt nicht das unangenehme Aufstossen von Magensäure mit Brennen oder gar Schmerzen hinter dem Brustbein nach einer üppigen Mahlzeit? Ist dies lediglich lästig oder kann das gefährlich sein?
Die Aufgabe der Speiseröhre besteht darin, Speisen und Flüssigkeiten vom Rachen in den Magen zu befördern. Damit der Mageninhalt nicht mehr in die Speiseröhre zurückfliessen kann, findet sich an deren Ende ein Schliessmuskel. Gesunde erleben gelegentlich oder regelmässig ein Zurücklaufen von Säure in die Speiseröhre, vor allem kurz nach einer Mahlzeit. Da die Schleimhaut in der Speiseröhre gegen Säure ungeschützt ist, kann sie dadzurch gereizt werden.
Bei 7% der Durchschnittsbevölkerung tritt saures Aufstossen täglich und bei 14% mindestens einmal wöchentlich auf. Die Säure wird durch die Speiseröhre rasch wieder in den Magen zurückbefördert und zum Teil durch den Speichel neutralisiert. Wenn diese «Selbstreinigung» nicht genügend funktioniert und die Säure länger liegen bleibt, kann es zu einer Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut kommen. Man spricht dabei von einer sogenannten «Refluxkrankheit» (Reflux = Rückfluss). In erster Linie ist ein mangelhafter Verschlussmechanismus dafür verantwortlich. Verschiedene Substanzen können den Schliessmuskeldruck senken und damit den Verschluss stören: Hormone (vor allem in der Schwangerschaft), fettreiche Mahlzeiten, Schokolade, Pfefferminz, Kaffee, Rauchen und Alkohol. Zudem kann ein erhöhter Druck im Bauch (durch Uebergewicht, enge Kleidung) den Reflux fördern. Häufig findet sich gleichzeitig ein Zwerchfellbruch, welcher die Beschwerden verstärken kann. Die Entzündung kann bis zu Geschwüren, narbigen Veränderungen mit Schluckstörungen, zu Blutungen oder im schlimmsten Fall zu Krebs führen. Gelegentliches saures Aufstossen wird oft durch säureneutralisierende Medikamente selbst behandelt. Bei längerdauernden Beschwerden sollte jedoch der Arzt aufgesucht werden. Beim Vorliegen von Alarmsymptomen wie Blutungen, Schluckstörungen oder Gewichtsverlust wird eine sofortige Abklärung durchgeführt. Zuerst wird eine Magenspiegelung (Gastroskopie) veranlasst, welche etwas unangenehm, aber schmerzlos ist. Dabei kann der Arzt die ganze Speiseröhre einsehen und bei Bedarf Proben entnehmen.
Fehlen Warnzeichen, so werden zuerst allgemeine Massnahmen empfohlen: Vermeiden der auslösenden Nahrungs- oder Genussmittel, häufige kleine oder keine späten Mahlzeiten vor dem Abliegen, Gewichtsreduktion bei Uebergewicht und Höherstellen des Bettkopfendes (damit beim Liegen weniger Rückfluss entsteht). Falls diese Massnahmen nicht genügen, werden Medikamente eingesetzt, welche entweder die Säureproduktion im Magen verringern, die entstandene Säure neutralisieren oder die Entleerung des Magens fördern. Bei einigen Patienten müssen diese Medikamente über längere Zeit angewendet werden. Bei ungenügendem Ansprechen auf diese medikamentöse Therapie wird in gewissen Fällen eine Operation empfohlen. Dabei wird der ungenügende Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen wieder hergestellt.
Auch im Kehlkopfbereich kann die Säure Entzündungen verursachen und zu Heiserkeit, trockenem Husten oder chronischen Schluckbeschwerden führen. In der Luftröhre kann es entweder durch direkten Kontakt mit zurücklaufender Säure oder durch reflexartige Verengung zu Asthma oder asthmaähnlichen Beschwerden kommen.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass gelegentliches kurzes Aufstossen von Säure zwar lästig, aber ungefährlich ist und dass bei länger andauernden Beschwerden unbedingt ein Arzt aufgesucht werden sollte.
Dr. med. J. Vögtlin Facharzt FMH für Magendarmkrankheiten, Liestal |
Analprobleme sind häufige Leiden, über die zu sprechen der Patientin/dem Patienten meist schwer fällt. Die Symptome, welche zu einem Arztbesuch - sei dies der Hausarzt oder der Magendarmspezialist (Gastroenterologe) - führen, sind mannigfaltig. Die Abklärungen (Fingeruntersuchung, Darmspiegelung des Analkanals. resp. des Mastdarmes) können in aller Regel ambulant durchgeführt werden. Das ausführliche Gespräch mit dem behandelnden Arzt über das die Intimsphäre jeder Patientin/jedes Patienten betreffende Krankheitsbild ist von entscheidender Bedeutung. Viele der Erkrankungen sind durch typische Symptome charakterisiert.
Das Hämorrhoidalleiden manifestiert sich durch Blutabgang beim Stuhlgang oder/und durch Knoten im Anus-(After-)bereich, die auf Berührung mit Toilettenpapier zu bluten beginnen oder bei der Analtoilette stören; eigentliche Schmerzen sind selten. Der Facharzt kann Sie über die Behandlungsmöglichkeiten orientieren. Die Behandlung ist teils ambulant durchführbar oder es erfolgt die Spitaleinweisung zur Operation.
Der Analschmerz kann nicht einem einzigen Analleiden zugeordnet werden. Tritt der Schmerz in Zusammenhang mit dem Stuhlgang auf und finden sich Blutspuren auf dem Toilettenpapier, liegt mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Analfissur (=Riss im Afterbereich) vor. Die Behandlung ist (noch) chirurgisch und erfolgt während eines kurzen Spitalaufenthaltes.
Findet sich ein über wenige Tage an Intensität zunehmender Schmerz in Zusammenhang mit einer Schwellung (Knoten) im Afterbereich, so lautet die Diagnose oft Analabszess: Die Spitaleinweisung wird unumgänglich. In Narkose oder meist in Rückenmarksanästhesie und Operationsbereitschaft wird mittels Ultraschall im Darm (endoluminale Sonographie) die genaue Diagnose gestellt und in der Folge der Abszess entleert.
Die Analfistel (=Verbindung zwischen Darm und Haut) führt oft zu juckenden Hautveränderungen im Afterbereich. Bei der örtlichen Untersuchung findet sich eine kleine Hautöffnung mit Flüssigkeitsaustritt (Eiter, Blut). Die genaue Untersuchung ohne Narkose ist schmerzbedingt selten möglich; auch hier ermöglicht die endoluminale Sonographie im Operationssaal das der lokalen Situation angepasste Operationsverfahren zu wählen. Da diese Fisteln den Schliessmuskel durchdringen können, ist bei der Behandlung darauf zu achten, dass als Folge der Operation keine Stuhlinkontinenz auftritt.
Die Stuhlinkontinenz, d.h. das Unvermögen, den Stuhl halten zu können, ist ein die Lebensqualität extrem stark beeinträchtigendes Leiden. Diese ist meist Folge von Voreingriffen im Damm- oder Afterbereich, so z.B. nach Dammschnitt anlässlich einer Geburt. Mit zunehmendem Alter macht sich das Symptom immer mehr bemerkbar und führt, auch nach Überwindung vieler innerer Widerstände - «man spricht nicht über solche Probleme» -, zur weitern Abklärung. Mit Hilfe der endoluminalen Sonographie und der Druckmessung im Schliessmuskelbereich kann eine Schädigung des Schliessmuskels dargestellt und gemessen werden. Mit Hilfe spezieller physiotherapeutischer Üebungen (Biofeedback) können die Symptome häufig verbessert werden. Bringen diese konservativen Therapieversuche nicht den erwarteten Erfolg, kann die operative Naht des Schliessmuskels zur Verbesserung oder gar Normalisierung der Verschlussfunktion durchgeführt werden.
Neben diesen immer wieder geklagten Leiden gibt es eine Vielzahl von seltener vorkommenden Erkrankungen - auch bösartigen -, die auch einer Abklärung und Behandlung bedürfen. Bei Beschwerden oder unklaren Symptomen sollten Sie sich daher immer an Ihren Arzt wenden, welcher Sie in jedem Fall beraten oder an den entsprechenden Spezialisten weiterleiten kann.
PD Dr. med. Urs Herzog Chirurgie FMH, Praxisklinik Birshof. 4142 Münchenstein |
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