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Herz
Im Normalfall schlägt unser Herz in jeder Minute 60-80 Mal völlig unbemerkt. Dank einem ausgeklügelten Zusammenspiel von Ventilen (Herzklappen) und dem Herzmuskel unter der Regie eines elektrischen Netzwerkes pumpt es das Blut in den Körper. Diese regelmässige Aktion wird durch einen elektrischen Impuls, der in der rechten Vorkammer entsteht, ausgelöst. Die koordinierte Ausbreitung des Stromimpulses auf beide Vor- und Hauptkammern geschieht über ein spezialisiertes Gewebe, das seinerseits auch selber elektrische Impulse abgeben kann. Je nach Belastung körperlicher oder seelischer Art passen sich Stärke und Geschwindigkeit des Herzschlags an: nachts kann der Puls auf 45 Schläge pro Minute absinken, bei leichter Aufregung steigt er rasch gegen 100 Schläge an und bei maximaler Belastung kann er auf über 180 Schläge pro Minute emporschnellen. Der Herzrhythmus ist also keine feste Grösse, sondern reagiert sinnvoll auf innere und äussere Einflüsse. Die Empfindung des Herzschlages ist bei jedem Menschen verschieden. Herzklopfen kann eine ganz normale Erscheinung sein.
Störungen der normalen Erregungsbildung oder -ausbreitung der Ströme im Herz werden als Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) bezeichnet. Führt die Störung zu einem raschen Puls, redet man von einer Tachykardie, wird der Puls verlangsamt, von einer Bradykardie. Zusatzschläge, die ihren Ursprung in den Vor- oder Hauptkammern haben können, werden als Extrasystolen bezeichnet.
Die möglichen Symptome von Herzrhythmusstörungen sind sehr vielfältig: Herzklopfen, Schwächegefühl bis zur Bewusstlosigkeit, Atemnot oder ein unangenehmes Gefühl in der Brust. Zur Klärung, ob die Symptome Folge einer bedeutsamen Herzrhythmusstörung oder einer anderen Erkrankung sind, wird Ihr behandelnder Arzt Sie zuerst eingehend befragen und untersuchen. Von den technischen Hilfsmitteln ist das EKG (Elektrokardiogramm) die wichtigste Untersuchung. Da viele Rhythmusstörungen nur vorübergehend auftreten, wird meistens ein 24-Stunden-EKG angefertigt. Sollte dieses Zeitfenster zu kurz sein, gibt es heute die Möglichkeit, dass bei Beschwerden der Patient selber die Aufzeichnung eines EKG mittels eines am Körper tragbaren Gerätes (Eventrecorder) auslöst. In speziellen Situationen kann es nötig sein, ein EKG direkt aus dem Inneren des Herzens abzuleiten und die Reaktion des Herzens auf über die Elektroden abgegebene Stromimpulse zutesten. Hierzu werden nach örtlicher Betäubung dünne Elektroden über die Blutgefässe zum Herz vorgeschoben.
Parallel sollte neben der Abklärung des «elektrischen Problems» zusätzlich nach einer zugrundeliegenden Erkrankung des Herzens (z.B. Zustand nach Herzinfarkt) oder eines anderen Organsystems (z.B. einer Schilddrüsenüberfunktion) gesucht werden.
Die Behandlung von Rhythmusstörungen ist für Patient und Arzt häufig ein schwieriges Unterfangen. Die wichtigste Frage ist, ob die diagnostizierte Rhythmusstörung überhaupt behandelt werden muss. Einzelne Extraschläge, wie sie beinahe jeder Mensch aufweist, haben keinen Krankheitswert. Im Alltag wird dies häufig als Aussetzer oder Herzstolpern empfunden. Wichtig ist in diesem Fall die genaue Information des Patienten und die Bestätigung, dass die empfundenen Symptome zwar lästig, aber nicht gefährlich sind. Die Behandlung mit Medikamenten (sogenannte Antiarrhythmika) zur Vorbeugung einer vielleicht nur selten auftretenden Rhythmusstörung kann für den Patienten wegen möglichen Nebenwirkungen belastend sein. Bei lebensgefährlichen Rhythmusstörungen (wie sie z.B. nach einem Herzinfarkt auftreten können) ist diese aber auch lebensrettend. Eine moderne Behandlungsmöglichkeit von Rhythmusstörungen ist die sogenannte Radiofrequenzablation (RFA): hierbei wird gezielt die Stelle am Herzgewebe, welche für die Rhythmusstörung verantwortlich ist, über einen Herz-Katheter geortet und erhitzt. Infolge der Gewebeverödung wird dann eine weitere krankhafte Erregungsausbreitung verunmöglicht. Von dieser neuen Methode profitieren v.a. jüngere Patienten mit angeborenen Störungen des Erregungsausbreitungssystems, die häufig unter plötzlich auftretenden, sehr raschen Rhythmusstörungen leiden.
Falls Sie den Verdacht haben, dass Sie unter einer Rhythmusstörung leiden könnten, speziell wenn Symptome wie Bewusstlosigkeit auftreten oder wenn Sie bereits einen Herzinfarkt erlitten haben, sollten Sie Ihren behandelnden Arzt aufsuchen. Er wird Ihnen die geeigneten Abklärungsmassnahmen erklären und sie bei Bedarf an einen Spezialisten weiterweisen. Je früher eine passende Therapie eingeleitet wird, desto eher können gefährliche oder die Lebensqualität beeinträchtigende Folgen verhindert werden.
Herrn Dr. med. Jörg-Uwe Füllhaas-Spörri Facharzt Kardiologie FMH, Rheinstr. 12, 4410 Liesta |
Als Herzinsuffizienz bezeichnet der Arzt die ungenügende Pumpleistung des Herzens. Dadurch entsteht bei Anstrengung oder beim flachen Liegen normalerweise Atemnot, man «hat Wasser auf der Lunge». Die kräftige linke Herzkammer pumpt sauerstoffreiches Blut von der Lunge in den Körperkreislauf . Genügt deren Leistung nicht mehr, dringt Flüssigkeit ins Lungengewebe und auch in die Lungenbläschen und durch den gestörten Sauerstoffaustausch treten die erwähnten Beschwerden auf. Ist die Herzschwäche nur leicht, ist dies nicht störend und auch nicht gefährlich. Nimmt die Herzinsuffizienz soweit zu, dass der Patient auch in Ruhe unter schwerer Atemnot leidet, sind aufwendige Therapiemassnahmen und gelegentlich sogar ein Spitalaufenthalt notwendig. Beim raschen Auftreten einer starken Atemnot spricht man von einem Lungenödem. Gerade in der Grippezeit können bei Patienten, die sonst von Seiten ihrer Herzschwäche wenig Beschwerden haben, wegen des Fiebers und des Hustens eine plötzliche Überforderung des Herzens auftreten. Als erste Massnahme hilft es, den Patienten in aufrechte Sitzhaltung zu bringen und für frische Luft zu sorgen. Eine sofortige ärztliche Untersuchung ist hier angezeigt.
Hauptursache der Herzinsuffizienz sind erhöhter Blutdruck und Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefässe. Ist der Blutdruck zu hoch, muss der Herzmuskel dauernd übermässig arbeiten und ermüdet mit der Zeit. Auch die Verengung der Herzkranzgefässe kann wegen der ungenügenden Sauerstoffzufuhr mit den Jahren zu einer Schwächung des Herzens führen, vor allem wenn durch einen früheren Herzinfarkt bereits Teile des Herzmuskels ungenügend funktionieren. Weitere Gründe der Herzschwäche können Herzklappenerkrankungen, chronischer Alkoholismus und durchgemachte Herzmuskelentzündungen sein.
Wie kann man einer Herzinsuffizienz vorbeugen? Wer sich gesund fühlt, sollte auf eine ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung achten. Übergewicht und vor allem Rauchen wirken sich ungünstig aus. Zur Vermeidung von «Risikofaktoren» empfiehlt sich eine gelegentliche Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterinmessung im Blut. Hat sich eine Herzmuskelschwäche aber erst einmal eingestellt, ist eine regelmässige Behandlung unumgänglich.
Der Arzt kann einen erhöhten Blutdruck wenn erforderlich medikamentös behandeln. Er weiss rat bei Übergewicht, bei Blutzucker oder für aufhörwillige Raucher. Bei entsprechenden Beschwerden kann er die Durchblutung der Herzkranzgefässe untersuchen und deren Erkrankung medikamentös oder gar chirurgisch behandeln. Vor allem gewinnt er mit einfachsten Mitteln, dem Stethoskop, dem Blutdruckapparat und der Waage Klarheit über den Schweregrad der Herzinsuffizienz. Mehrere gut wirksame und relativ gut verträgliche neuere Medikamente haben das Schicksal der Herzkranken entscheidend verbessert. Die Verbesserung der Herzleistung geschieht von verschiedenen Seiten: durch Senkung des Blutdrucks, Entlastung der Herzmuskulatur, Erweiterung der Herzkranzgefässe, Regulation des Pulses und durch Entzug von Salz und Flüssigkeit aus dem Kreislauf. Alle diese Massnahmen, insbesondere die meist notwendige Einnahme mehrerer Medikamente, erfordern Verständnis und Mitarbeit des betroffenen Patienten und seiner Angehöriger. Regelmässige Medikamenteneinnahme und Gewichtskontrolle sind notwendige Voraussetzung für den Behandlungserfolg.
Dr. med. Lukas Wagner Facharzt für Allgemeine Medizin FMH Birsfelden |
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