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Harn- und Geschlechtsorgane
Wir wissen es, jeder Mann hat eine Prostata. Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, liegt zwischen Harnblase und Schliessmuskel, umfasst die Harnröhre. Bemerkbar macht sich das Organ allerdings meist erst im Alter. Dabei wird die Vorsteherdrüse gerade in jüngeren Jahren gebraucht, sie ist wichtig für die Fortpflanzung. Ein grosser Teil der Samenflüssigkeit stammt aus der Prostata, liefert Betriebsstoff für das Funktionieren der Samenzellen.
Es gibt unterschiedliche Prostataleiden: In jedem Lebensalter können entzündliche Prostataerkrankungen auftreten, teils chronisch, teils akut und dann zum Teil mit heftigen Schmerzen beim Wasserlassen, mit Fieber, Schüttelfrost, bis hin zur Harnverhaltung. Häufiger, im Alter fast obligat, ist die gutartige Prostatavergrösserung, sie ist in mehr als der Hälfte der über 60 jährigen Männer feststellbar. Typische Symptome sind nächtliches Wasserlösen, Warten bei übervoller Harnblase, Harnstrahlschwäche, Nachträufeln, oft auch ein lästiges Drangproblem. Rund jeder vierte Mann sucht deswegen im Verlaufe seines Lebens ärztliche Hilfe. Meist wird zuerst eine medikamentöse Behandlung begonnen. Bei diskreten Beschwerden können Pflanzenextrakte (Phytotherapeutika) versucht werden. Bekannt sind die Kürbiskerne, im weiteren gelangen vor allem Brennessel- und Sägepalmenextrakte zur Anwendung. Bei stärkeren Symptomen besteht häufig die Möglichkeit, den Verlauf der gutartigen Prostatavergrösserung mit meist gut verträglichen Medikamenten zumindest vorübergehend günstig zu beeinflussen und dem Patienten Linderung zu verschaffen. Im weiteren Verlauf der Krankheit wird dann entschieden, ob operiert werden muss.
Die Art und Weise des Eingriffes hängt vor allem von der Prostatagrösse ab. Meist besteht die Möglichkeit einer Operation durch die Harnröhre (sogenannte transurethrale Prostataresektion). Bei sehr grosser Prostata wird eine offene Entfernung durch einen kurzen Schnitt im Unterbauch gewählt. Dieser Eingriff darf nicht mit der radikalen Prostataentfernung beim Vorliegen eines Prostatakrebses verwechselt werden.
Wichtig: die bösartige Erkrankung der Prostata (Prostatakrebs) ist ein eigenständiges Leiden und tritt mit und ohne gutartige Vergrösserung und unabhängig von deren allfälliger Behandlung auf. In der Schweiz wird pro Jahr bei rund 5000 Männern neu ein Prostatakrebs festgestellt, die häufigste Tumorerkrankung beim Mann. Jedes Jahr versterben über 1500 Schweizer an ihrem Prostatakrebs. Der Hausarzt kann mit einer einfachen Abklärung (spezielle Blutuntersuchung, «PSA»-Wert und rektale Abtastung) feststellen, ob der Patient durch einen Facharzt (Urologen) diesbezüglich weiter abgeklärt werden muss. Diese Vorsorgeuntersuchung wird bei dafür interessierten Männern ab dem 45., spätestens 50. Altersjahr bis ca. 70/75 ein mal pro Jahr empfohlen. Da sich ein Prostatakrebs in aller Regel über zehn oder mehr Jahre hinweg entwickelt gibt es keinen Grund, diesen Tumor bei beschwerdefreien älteren Männern zu suchen. Die Diagnose «Prostatakrebs» bedeutet kein Todesurteil. Eine Gesamtanalyse der individuellen Situation des Patienten und seines Tumorleidens entscheidet über die Behandlung. Ein Prostatakrebs kann durch eine Operation gänzlich entfernt oder ohne Eingriff bestrahlt werden. Je nach Situation kommt eine «Hormonbehandlung» (Entzug der männlichen Sexualhormone) zur Anwendung. Auch Kombinationen dieser Behandlungsvarianten sind möglich. Ein Prostatakrebs kann in bestimmen Situationen auch ohne unmittelbare Behandlung lediglich engmaschig kontrolliert und beobachtet werden.
Prostataerkrankungen sind häufig, nehmen mit fortschreitendem Alter zu. Durch rechtzeitige und angemessene Behandlung sollte das Wasserlassen auch bei älteren Männern möglichst kein Thema sein, sollte die Lebensqualität erhalten bleiben.
Dr. med. Tobias Eichenberger Spezialarzt FMH für Urologie |
Die Verhärtung des männlichen Glieds vor und während des Geschlechtsverkehrs wird in der Fachsprache «Erektion» genannt. Zum befriedigenden Geschlechtsverkehr gehört von männlicher Seite her nicht nur eine ausreichende Verhärtung des Glieds, sondern auch eine Erektion, welche während der Dauer des Geschlechtsaktes aufrechterhalten werden kann. Ist diese Fähigkeit nicht mehr vorhanden, liegt eine «Erektionsschwäche» vor. Man geht davon aus, dass alleine in den USA 20 bis 30 Millionen Männer leben, welche an einem derartigen Zustand leiden.
Die Liste der Ursachen, welche zu einer Erektionsschwäche führen, ist lang: Beruflicher Druck, Wirbelsäulenverletzungen, ausgedehnte Operationen im Unterleibsbereich (beispielsweise die vollständige Entfernung der Prostata), massive Beckenverletzungen (kommen durch Unfälle im Strassenverkehr vor), Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, langjähriger Zigarettenkonsum, chronischer Alkoholmissbrauch und bestimmte Medikamente. Aber auch bei gesunden Männern lässt die Sexualfunktion mit zunehmendem Alter allmählich nach: Das Glied verhärtet sich bei der Erektion weniger stark, der Samenerguss ist weniger kraftvoll, beim einzelnen Erguss wird weniger Samen ausgestossen, die Erholungszeit bis zur nächsten Erektion wird länger. Ebenfalls bekannt ist, dass das Glied mit zunehmendem Alter einen Teil seiner Sensibilität gegenüber Berührungsreizen einbüsst. Die Erfahrung lehrt, dass es in der Regel mehrere Faktoren sind, welche zu einer Erektionsschwäche führen.
Ebenso zahlreich wie die Gründe für eine Erektionsschwäche sind die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten. Diese reichen von vergleichsweise einfachen Therapieformen bis hin zu aufwendigen chirurgischen Eingriffen (hauptsächlich Implantation von Prothesen aller Art). Zu den einfacheren Therapien gehören all jene Behandlungen, bei denen Medikamente entweder geschluckt oder aber direkt ins männliche Glied verabreicht werden. Das wohl bekannteste Medikament zur Behandlung der Erektionsschwäche, welches in Tablettenform eingenommen wird, ist Viagra®. Andere, weniger bekannte Mittel zum Schlucken sind Yohimbin, Phentolamin, Apomorphin und Trazodon. Direkt in die Harnröhre verabreicht wird eine Substanz namens Alprostadil. Bei all den verfügbaren Methoden zur Therapie der Erektionsschwäche beim Mann sollte nicht vergessen werden, dass das wohl wichtigste Element der Behandlung nach wie vor das ärztliche Gespräch ist. Dies ist auch noch dann der Fall, wenn sogenannte «organische» Gründe für die Erektionsschwäche vorliegen (zum Beispiel Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit). Alleine der Umstand, dass sich ein Betroffener an eine Fachperson seines Vertrauens wenden kann, trägt zur Leidensverminderung bei.
Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Die praktische Arbeit im Alltag zeigt, dass nebst dem Gespräch häufig auch eine Therapie mit Viagra® gewünscht wird. In diesem Zusammenhang soll nicht verschwiegen werden, dass die Behandlung mit Viagra® im Augenblick (noch) keine Pflichtleistung der Schweizerischen Krankenkassen darstellt.
Dr.med. Philipp Dreifuss, Facharzt FMH für Innere Medizin Bottmingerstrasse 38, 4102 Binningen |
Brennen beim Wasserlösen, Stechen und Krämpfe im Unterbauch oder störendes Harndranggefühl können Zeichen einer Entzündung der Harnwege sein. Meist handelt es sich lediglich um Entzündungen der Harnblase. Sogenannte Blasenentzündungen plagen vor allem Frauen und ab dem mittleren Alter auch Männer. Ein Viertel aller Frauen verspüren mindestens einmal pro Jahr solche Beschwerden stärker oder schwächer.
Wenn nach wenigen Tagen die Schmerzen oder das Brennen beim Wasserlösen nicht verschwinden, empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung. Er/sie sollte sofort zum Arzt, wenn die Beschwerden intensiv sind, der Urin sich rot färbt oder die Beschwerden von Fieber begleitet sind. Flankenschmerzen gehören ebenfalls nicht zu einer einfachen Blasenentzündung. Patienten mit Zuckerkrankheit und über 65-jährige sollten den Arzt bereits aufsuchen, wenn die ersten Beschwerden auftreten, auch wenn diese nur geringer Natur sind.
Bei der Urinuntersuchung findet der Arzt meistens Keime aus dem Darmbereich, die auf verschiedenen Wegen die Harnwege erreichen. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen reicht in den meisten Fällen eine ein- bis dreitägige Behandlung mit einem einfachen Antibiotikum. Die Beschwerden verschwinden während der Behandlung. Gelegentlich dauern Reizerscheinungen der Blase, welche eine ergänzende Therapie notwendig machen, während einiger Tage an.
Nicht jedes Brennen entspricht aber einer Entzündung der Harnwege! Entzündungen der Scheide oder des Gliedes können ähnliche Beschwerden verursachen. Insbesondere mehrtägige Antibiotikabehandlungen wegen anderen Krankheiten lösen nicht selten einen Scheidenpilz aus. Eine gezielte ärztliche Kontrolle kann das Uebel erfassen und die richtige Behandlung kann eingeleitet werden.
Bei einem Viertel der jungen Frauen mit Blasenentzündungen treten diese immer wieder auf. Dann ist eine genauere Untersuchung erforderlich, um Veränderungen der Harnwege zu finden. Eine besondere Situation besteht bei der Frau nach der Abänderung. Die Schleimhäute haben sich durch die Hormonumstellung verändert und Entzündungen können sich leichter entwickeln. Eine vorbeugende Behandlung ist angezeigt, wenn gehäufte Beschwerden auftreten. Eine Verbesserung des Scheidenmilieus durch Hormoncremes kann dieses Problem oft lösen. Vom mittleren Alter an kommt auch der Mann mit Blasenbeschwerden zum Arzt. Ursachen für Entzündungen sind häufig Entleerungsstörungen der Blase durch die vergrösserte Prostata. Eine unverzügliche Untersuchung ist deshalb sinnvoll, um eine gezielte Behandlung einleiten zu können. Eine ungenügende oder fehlende Behandlung kann Infektionsherde unberührt lassen und Ausgangspunkt neuer - vielleicht gefährlicher - Entzündungsschübe sein.
Neben der richtigen Behandlung der Blasenentzündungen, um Wiederinfektionen und Komplikationen wie Nierenbeckenentzündungen zu vermeiden, können allgemeine Massnahmen das Wiederauftreten der Beschwerden vermindern. Das regelmässige Trinken fördert die «innere Reinigung» der Harnwege. Eine Trinkmenge von mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag hilft auch zu einer geregelten Darmtätigkeit. Eine sich meldende Blase sollte sich entleeren können, ein «Verklemmen» ist zu vermeiden. Eine gute Intimpflege hilft, das natürliche Haut- und Schleimhautklima zu erhalten. Die allzu reichliche Verwendung von Pflegemitteln (z.B. Duschgels, Seifen, Intimsprays) stören jedoch das Gleichgewicht der normalen gesunden Hautbakterien und fördern die Infektionsanfälligkeit. Enge Kleider wie Jeans verursachen ein feuchtwarmes Klima, in dem Krankheitserreger gut gedeihen. Locker getragene Baumwollwäsche ist bei wiederkehrenden Entzündungen deshalb zu empfehlen.
Wenn aber trotz allgemeiner Massnahmen Beschwerden einer Blasenentzündung auftreten und innert weniger Tage nicht abklingen, ist eine ärztliche Kontrolle auf jeden Fall angezeigt.
Dr. med. F. Friedli Facharzt für Allg. Medizin FMH, 4410 Liestal |
Für die Betroffenen sind Nierenkoliken eine äusserst unangenehme Angelegenheit. Plötzlich auftretende Schmerzen in der Flankengegend sind Ausdruck der Blockierung der Harnleiter durch den abgehenden Stein. Begleitend kommt es oft zu Erbrechen oder Brechreiz. Je nach Schmerzfortleitung (z.B. in die Hoden, in den Rücken, in den Mittelbauch oder in die Blasengegend) kann man Rückschlüsse auf die Lage des blockierenden Steines ziehen. Mittels der Notfalldiagnostik (ärztliche Untersuchung, Urinuntersuchung, Ueberprüfung der Funktion der Nieren und Ultraschalluntersuchung) kann das Vorliegen eines Nierensteines häufig bereits beim Hausarzt bestätigt werden. Gelegentlich sind spezielle Röntgenaufnahmen erforderlich.
In vielen Fällen klingt der Schmerz nach einigen Minuten von alleine ab. Häufig müssen stärkere Schmerzmittel eingesetzt werden. Bei anhaltenden Schmerzen und Erbrechen müssen die Patienten ins Spital eingewiesen werden. Nach Abklingen der Schmerzen kann versucht werden, den Steinabgang durch eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr mit Trinken von 3-4 Litern Tee oder Mineralwasser täglich zu beschleunigen. Erst wenn diese Massnahmen versagen, sind spezielle Behandlungen wie eine chemische Auflösung des Steines, eine Zertrümmerung oder eine operative Steinentfernung angezeigt.
Leider bleibt es bei vielen Patienten nicht bei einmaligen Nierenkoliken. Manche haben jährlich mehrmals schmerzhafte Steinabgänge. Ist es sinnvoll, bei diesen Patienten wiederholt Nierensteine zu zertrümmern? Vernünftiger wäre es doch, das Entstehen der Nierensteine zu verhindern. Da diese verschiedene chemische Zusammensetzungen aufweisen können, ist es wichtig, genau zu wissen, um welche Art Stein es sich handelt. Am häufigsten sind Calcium-Oxalat-Steine, gefolgt von Infektsteinen und Harnsäuresteine. Am besten ist es, wenn durch Absieben des Urins während und nach einer Nierenkolik ein Teil oder der ganze Nierenstein aufgefangen kann und zur Untersuchung eingeschickt werden kann. Falls dies nicht gelingt, können aus der Zusammensetzung des Urins Rückschlüsse auf die vorliegende Störung gezogen werden. Vor allem bei den Calcium-Oxalat- und Harnsäuresteinen sind Ernährungsänderungen von grosser Bedeutung, soll eine erfolgreiche Vorbeugung erreicht werden: Durch Einnahme von Brunnen- oder Mineralwasser soll die Urinmenge auf mindestens 2 Liter täglich gesteigert werden. Wenn man vor dem Zubettgehen nochmals 3 dl Wasser trinkt, steigt die Harnkonzentration und damit das Risiko zur Steinbildung weniger stark an. Von Tee, Kaffee, Cola-Getränken und Fruchtsäften sollten täglich höchstens 1 Liter getrunken werden. Auch Konfitüre, Honig und weitere zuckerhaltige Getränke und Speisen sollten nur in geringen Mengen eingenommen werden. Zurückhaltung ist angezeigt bei Erdnüssen, Rhabarber, Spinat, Spargeln oder Schokolade. Fleisch oder Geflügel, Fisch und Wurstwaren sollten höchstens 5 mal wöchtlich gegessen werden. Zu viele tierische Eiweisse fördern die Steinbildung. Die Speisen dürfen nicht zu stark gesalzen werden. Insbesondere soll man nicht nachsalzen. Da auch eine zu tiefe Calciumzufuhr die Nierensteinbildung fördern kann, darf nicht völlig auf die Einnahme von Calcium verzichtet werden: Empfohlen ist die Einnahme von etwa 7 dl Milch oder 100 g Hart- resp. 200 g Weichkäse oder 300 g Joghurt pro Tag. Diese Massnahmen sind also nicht so entschneidend, dass man nicht mit Genuss essen könnte! In gewissen Fällen müssen zusätzlich bestimmte Medikamente (z.B. Wassertabletten, Magnesium oder Caliumcitrat) eingenommen werden Bei Harnsäuresteinen sollte die Urinmenge ebenfalls über 2 Liter täglich gesteigert werden. Hier muss auf die Einschränkung der Einnahme von tierischen Eiweissen und den Verzicht auf Innereien (Leber, Kutteln etc.) hingewiesen werden. Auch Bier sollte nur in geringen Mengen konsumiert werden. In seltenen Fällen ist es notwendig, ein harnsäuresenkendes Medikament einzusetzen. Bei Infektsteinen steht natürlich die Bekämpfung der zugrunde liegenden Infektion im Vordergrund.
Dr. med. F. Rohrer Facharzt Innere Medizin FMH, 4415 Lausen |
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