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Alternativmedizin
Die Nachfrage nach alternativen Heilmethoden ist seit Jahren enorm. Nicht zuletzt deshalb werden seit dem 1. Juli 1999 die Kosten für die fünf bekanntesten und im Wirkungsbereich am besten nachgewiesenen Alternativmethoden durch die Grundversicherung der Krankenkassen vergütet. Voraussetzung ist, dass der behandelnde Arzt über eine entsprechende Ausbildung (sogenannter Fähigkeitsausweis der FMH) verfügt.
Unter diesen Methoden ist die Akupunktur die bei uns bekannteste Therapieform. Sie ist Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), deren Ursprünge bis weit vor unsere Zeitrechnung zurück reichen. Die ursprüngliche Bezeichnung heisst «Zhen Jiu», was soviel wie «Stechen und Brennen» heisst. Brennen steht für die «Moxibustion», bei der man durch Abbrennen von getrockneten Kräutern über den Akupunkturpunkten Wärme erzeugt. Unterformen der Akupunktur sind das Schröpfen, das sogenannte blutige Nadelstechen, die chinesische Massage, die Elektro- und Laser-Akupunktur, die Ohr- und die Schädelakupunktur. Sehr wichtig ist auch die kombinierte Behandlung mit Moxibustion und chinesischen Arzneimitteln (Kräuter, Mineralien, teilweise tierische Produkte), die meist in Form eines Tees zubereitet werden. Heute gibt es aber auch einfacher einzunehmende Granulate oder Tinkturen.
Eine fundierte Ausbildung in chinesischer Medizin entspricht praktisch einem zweiten Medizinstudium. Nur so können die Grundlagen erworben werden, eine chinesische Diagnose zu stellen und eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Leider werden immer häufiger Schnellausbildungen angeboten, die dazu führen, dass Behandlungserfolge ausbleiben. Dies wirft fälschlicherweise ein schlechtes Licht auf die Methode.
Richtig angewendet kann die Akupunktur in den nächsten Jahren zunehmend in die Schulmedizin eingebaut werden. Wie dies vor einigen Jahren mit der Chiropraxis/manuellen Medizin, die heute voll in die Schulmedizin integriert ist, erfolgte.
Die Wirkung der Akupunktur kann man heute wissenschaftlich erklären. Nachdem früher von «Energiebahnen», die durch die Nadelung angezapft werden gesprochen wurde, weiss man heute, dass durch den Einstich der Nadel in den Akupunkturpunkt, welcher wenige Millimeter bis Zentimeter tief in den Muskeln liegt, Empfänger (Rezeptoren) in den Nerven angeregt werden. Dies ist für den Patienten spürbar, er empfindet das sogenannte DeQi-Gefühl. Dieses DeQi-Gefühl ist unabdingbar und zeigt die neurovegetative Antwort auf den Akupunkturreiz. Ueber die Nervenbahnen wird der Reiz zum Rückenmark geleitet, von wo er einerseits über das vegetative Nervensystem auf die inneren Organe und andererseits zum Gehirn geleitet wird. Es kommt in der Folge zum Ausstoss verschiedener Neurotransmitter - Hormone - (die bekanntesten sind die den Ausdauersportlern bekannten Endorphine). Daneben ist eine Verbesserung der Durchblutung in verschiedenen Körperabschnitten nach einer Akupunktur nachgewiesen worden. Auch eine günstige Wirkung auf das Immunsystem ist bekannt.
Was sind denn die hauptsächlichen Anwendungsgebiete für eine Behandlung mit Akupunktur/TCM? Im Vordergrund stehen sicher alle Schmerzsyndrome (Rücken-, Knie-, Schulterschmerzen, Tennisellbogen). Bei Kopfschmerzen und Migräne ist, vorausgesetzt eine organische Ursache ist ausgeschlossen, die Akupunktur praktisch die Methode der Wahl. Interessant ist, dass bei einer richtig durchgeführten Akupunkturbehandlung bei Migräne am Kopf selbst keine Nadeln gestochen werden müssen, weil der Kopfschmerz ein Ausdruck eines allgemeinen Ungleichgewichtes ist, das viel besser über Punkte am Körper behandelt wird. Oft ist für eine erfolgreiche Behandlung die Kombination mit einer chinesischen Kräutertherapie erforderlich. Dies ist häufig auch bei Behandlung von Allergien (Heuschnupfen, Asthma bronchiale) nötig. Eine sehr gute Wirkung erzielt man auch bei einer allgemeinen Infektanfälligkeit. Schliesslich sind die schulmedizinisch benannten «funktionell» Beschwerdebilder (Krankheiten, bei denen man organisch nichts findet wie nervöser Reizdarm, vermehrtes Schwitzen, nervöse Herzbeschwerden, Schlafstörungen) mit Akupunktur/TCM gut anzugehen. Auch Menopausebeschwerden können mit chinesischer Medizin sehr gut beeinflusst werden.
In allen Fällen ist aber vor einer Akupunkturbehandlung eine schulmedizinische Diagnostik unabdingbar. Dies einerseits, um schwere, nicht behandelbare Krankheiten (z.B. Krebserkrankungen) auszuschliessen, andererseits um einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie lange eine Behandlung gehen wird.
Ist dies geschehen, steht einer erfolgreichen Therapie mit Akupunktur/TCM nichts mehr im Weg.
Dr. med. R. Dünnenberger Innere Medizin FMH, Arisdörferstr. 8, 4410 Liestal |
Hinter den «verblüffenden Hypnose-Phänomenen» auf der Bühne verbirgt sich die Tatsache, dass gewisse Menschen leicht beeinflussbar sind. Dies wird für Showeffekte ausgenutzt. Die medizinische Hypnose hingegen ist eine uralte Heilmethode, die heute wieder vermehrt angewandt wird. In den letzten Jahren wurde sie gründlich erforscht. Sie ist heute als medizinische Methode bei bestimmten Krankheiten anerkannt. Auch im Sport und in Extremsituationen wird die sie immer öfter angewandt. Der Ballonfahrer Bertrand Piccard, ein in Hypnosetherapie erfahrener Psychiater, wandte bei seiner Weltumrundung im Ballon diese Art der Entspannungstechnik an.
In der Hypnose befindet sich der Patient in einem ganz besonderen Bewusstseinszustand, welcher als Trance bezeichnet wird. Dieser Trancezustand kommt häufig auch natürlich und spontan vor: In Tagträumen, wie wir sie immer wieder erleben oder bei einer tiefen Versunkenheit in einen Film oder ein Buch erleben wir die gleichen Phänomene. In Hypnose tritt der Mensch nicht einfach weg und schläft, sondern er befindet sich in tiefer, entspannter Versunkenheit, die Atemgeschwindigkeit vermindert sich, das Herz-Kreislauf-System schaltet auf eine ruhigere Gangart. Dieser Zustand der «Entrücktheit» erlaubt es dem Hypnotisierten, einen Zugang zu seinem Inneren zu erreichen und Entwicklungsschritte zu vollziehen, die ihm helfen, seine aktuellen Beschwerden auf eine neue Art zu verarbeiten.
Eine Hypnose kann bei vielen Krankheiten eingesetzt werden. Nicht nur psychische Erkrankungen und psychosomatische Krankheiten werden so behandelt. Erfolge zeigt der Einsatz der Hypnose als Entspannungsverfahren bei Patienten mit krankmachendem Stress, bei Kopfschmerzen, Migräne, Angststörungen, chronischen Schmerzen und vielen weiteren Beschwerden. Erfolgreich lässt sich mit der Hypnose auch die krankmachende Angst vor der Zahnarztbehandlung vermindern.
Kürzlich wurde eine Nationalfondsstudie durchgeführt, die die Wirkung bei Kopfschmerzen und Migränepatienten bestätigte.
In einer Hypnosetherapie wird der Patient nach einer ausführlichen Befragung und genauer Orientierung über die Methode der Hypnose angeleitet, wie er einen Zustand der tiefen Entspannung herbeiführen kann. Hierbei konzentriert er sich voll und ganz auf sich selbst und sein inneres Erleben. In dieser tiefen Entspannung gelingt es dem Patienten, eine innere Ruhe zu erreichen, die ihm hilft seine Probleme mit seinen eigenen Kräften anzugehen.
Im Gegensatz zur eingangs erwähnten Showhypnose wird dem Patienten nicht etwas befohlen oder aufgetragen, sondern sein Unterbewusstes wird angeregt zu einer Art Selbstheilung.
Beim Einsatz der Hypnose als Therapieform bei Erkrankungen ist eine fundierte Ausbildung des Behandelnden äusserst wichtig. Ihr Hausarzt kann Sie bezüglich dem Einsatz dieser Methode beraten und Ihnen geeignete Therapeuten empfehlen.
Dr. med. Reto Misteli Facharzt für Allgemeinmedizin FMH, 4455 Zunzgen
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Der Arzt Ferdinand Huneke konnte durch die intravenöse Injektion eines eigentlich zur intramuskulären Verabreichung gedachten, mit Procain - einem Lokalanästhetikum - kombinierten Rheumamittels den Migräneanfall seiner Schwester schlagartig beenden. Es stellte sich heraus, dass das Procain Auslöser des Erfolgs war. Zusammen mit seinem Bruder Walter legte er damit den Grundstein zur Neuraltherapie.
Die Neuraltherapie ist eine Regulationstherapie. Behandelt wird über das vegetative Nervensystem, das Zellsystem und die Interzellularsubstanz, die biologisch aktive Substanz zwischen den Zellen. Das vegetative Nervensystem reguliert den ganzen menschlichen Körper.
In der Neuraltherapie wird mit ungefährlichen Lokalanaesthetika (z.B. Lidocain oder Procain) gearbeitet. Diese «königlichen» Medikamente wirken vegetativ ausgleichend. Je nach Ausgangslage bedeutet dies schmerzstillend, krampflösend, fiebersenkend, antiallergisch, entzündungshemmend, kreislaufregulierend oder antiarrhythmisch. Sie regen die Ausscheidung (Diurese) an, steigern die unspezifische Abwehr, verbessern die Zellatmung und stärken das Oxydations-Reduktionssytem - ein chemisches System, das Wasserstoff aufnehmen oder abgeben kann. Auch Ausschüttung und Bildung von Hormonen und Enzymen werden beeinflusst.
Die Neuraltherapie ist bei sämtlichen Schmerzzuständen von Haut, Bewegungsapparat, inneren Organen, Nerven und Gefässen wirksam. Es heilt Funktions- und Befindlichkeitsstörungen sowie verschiedene psychische Störungen wie z.B. Depressionen.
Die meisten Patienten kommen erst nach verschiedenen fehlgeschlagenen Therapieversuchen durch die Schulmedizin oder andere Heilmethoden zur neuraltherapeutischen Behandlung. Diese Methoden, besonders aber Cortison, Antibiotika oder Schmerzmittel haben die Reaktion des Körpers verändert. Meistens handelt es sich um langdauernde Leiden, weshalb der Patient Geduld bis zum Eintreten der Besserung aufbringen muss.
Vor Beginn der Behandlung ist eine exakt aufgenommene Krankengeschichte und eine körperliche Untersuchung unerlässlich. Um den Körper auf das Lidocain einzustimmen, wird zunächst eine kleine Dosis direkt in die Vene und um die Vene herum gespritzt. Damit geraten die sympathischen Nervengeflechte, die rund um die Venen liegen, mit dem Mittel in Kontakt. Dann beginnt die Segmenttherapie. Mit Lidocain werden an den schmerzhaften Hautpunkten Quaddeln (Flüssigkeitsblasen innerhalb der Haut) angebracht Nach der ersten Behandlung ist eine vorübergehende Verschlechterung möglich, bei Wiederholung wird die Schmerzintensität aber sinken. Dies ist Grund zum Weitermachen. Wird nach einigen Behandlungen keine Besserung erzielt, so können die der entsprechenden Körperfläche zugeteilten Ganglien (Nervenschaltstellen) mit Lidocain umspritzt werden.
Ist man auch hier erfolglos, wird zur Störfeldtherapie geschritten. Störfelder sind vor allem die Zähne (Wurzelentzündungen, Weisheitszähne, evtl. Amalgamfüllungen). Weitere sind die Nasennebenhöhlen, die Mandeln, die Gallenblase, der Magen, Gebärmutter und Eierstöcke bzw. die Prostata. Nicht zu vergessen sind Haut- und auch innere Narben.
Ein besonders eindrückliches Beispiel für die Wirkung der Neuraltherapie erlebte ich an einer jungen Frau, die unter starken, durch die übliche Behandlung nicht behebbaren Schmerzen der rechten Gesichtshälfte (einer sog. Trigeminusneuralgie) litt. Nach mehreren Spritzen an das Ganglion des Gehirnnervs traten stetige Besserungen auf. Nach einem Wiederaufflackern kam es über ein leichtes Kräuseln zu einer totalen Schmerzfreiheit, die nun gut 9 Jahre anhält.
Wir stellen heute fest, dass die Neuraltherapie seit den Zeiten der Gebrüder Huneke langsamer wirkt, weil das vegetative Nervensystem des heutigen Menschen durch die Umwelt belasteter ist als früher. Die Verabreichung von Medikamenten, aber auch übermässiger Alkohol- und Nikotinabusus haben einen ungünstigen Einfluss auf das Ansprechen der Behandlung.
Die Neuraltherapie ist eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin. Sie sollte bei akuten und chronischen Krankheiten und Symptomen nicht unversucht bleiben. Sie wird von der Grundversicherung der Krankenkassen als komplementärmedizinische Leistung übernommen.
Dr. med. R. Scholer Facharzt FMH für Allgemeinmedizin und Neuraltherapie SANTH
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